Die deutsche Seefahrt ist 1970 auf dem Höchststand ihrer Nachkriegskonjunktur angelangt: Unter deutscher Flagge fahren 56.441 Seeleute.
Die Reedereien müssen „die Leute an der Küste mit dem Lasso einfangen“, damit genügend Seefahrtbücher an Bord sind und die Wasserschutzpolizei die Dampfer auslaufen lässt. Die Heuern sind noch niedrig. Ist das Geld versoffen, findet Hein Seemann sofort wieder ein Schiff - und zwar im Fahrtgebiet seiner Wahl. Es ist die Zeit der stärksten Expansion nach dem 2. Weltkrieg, die schönste Zeit, die Seeleute je erlebt haben. Die Liegezeiten in den Häfen der Welt machen noch Landgang möglich. - Der Container ist zwar schon erfunden, hat sich 1970 aber noch nicht durchgesetzt. Ein Stückgutfrachter in der großen Fahrt braucht noch etwa 40 Besatzungsmitglieder. 20 Jahre später wird ein Containerschiff vier herkömmliche Frachter ersetzen und nur noch 12 bis 18 Mann Besatzung benötigen. Der Begriff „Mehrzweckeinsatz“ ist noch unbekannt. Die traditionellen drei Berufsklassen an Bord sind Decksdienst, Maschinendienst und Bedienung. Neben dem Kapitän gibt es noch Berufe an Bord, wie 1., 2., 3. nautischer Offizier, Steuermann, Zahlmeister, Funker, Elektriker, Bootsmann, Zimmermann, Deckschlosser, Matrose, Leichtmatrose, Decksmann, Jungmann, Schiffsjunge, Leitender Ingenieur, 1., 2., 3. Ingenieur, Maschinist, Ing.-Assistent, Lagerhalter, Schmierer, Reiniger, Leitender Steward, 1., 2., 3. Steward, Messesteward, Aufklarer, Koch, Bäcker-Kochsmaat, Schlachter-Kochsmaat, Küchenjunge. Auf Fischereifahrzeugen gibt es noch den Bestmann und den Netzmacher, auf Tankern Pumpmänner, auf „Musikdampfern“ Schiffsärzte, Konditoren und Musiker. Alle diese Berufe finden sich im Seemannsheim ein. Das Alter reicht vom 15. bis zum 75. Lebensjahr. 1970 gibt es in Hamburg vier Seemannsheime. Neben unserem am Krayenkamp noch das evangelische in Altona an der Großen Elbstraße, das katholische „Stella Maris“ in der Reimarusstraße und das der Stadt Hamburg gehörende Hamburger Seemannshaus (heute „Hotel Hafen Hamburg“) in der Seewartenstraße. Unser Heim gilt damals unter den Seeleuten als das modernste, sauberste und billigste. Der Andrang nach den 120 Betten ist so stark, dass wir täglich Nachfragende abweisen müssen und die Verweildauer in der Regel auf vier Wochen beschränkt ist. Nur Seefahrtsschüler und Kranke dürfen länger bleiben. Das Seemannsheim am Krayenkamp ist 1970 noch fest in deutscher Hand, fast! Nein, wir haben bereits 13% Ausländer: Die allermeisten dieser Ausländer, nämlich 12%, kommen aus der benachbarten Bundesrepublik Österreich. Denen hatte man nach dem 1. Weltkrieg ihr Triest abgenommen und so wurde Hamburg ihr Lieblingshafen. Ab und an ist mal ein Türke dazwischen oder ein Grieche, Niederländer, Spanier, Norweger oder Jugoslawe. Viele deutsche Seeleute denken damals noch recht faschistoid und nehmen es mir übel, dass auch ich „Kanaker“ aufnehme und später sogar „Bimbos“.
Im Laufe der fast drei Jahrzehnte meines Wirkens in der Seemannsmission wandelt sich einiges: In den 90er Jahren ist das Klima in unserem Hause wesentlich toleranter. Nach und nach kommen immer mehr Ausländer, zunächst jahrelang als Gastarbeiter wegen Personalmangels zu deutschen Heuerbedingungen. In den 80er Jahren haben wir im Jahresschnitt Seeleute aus 60 Nationen im Hause zu Gast. Türken, Filipinos, Indonesier, Cabo Verden, Spanier, Südamerikaner und Afrikaner aus Ghana und Burkina Faso bilden die größten Gruppen im Heim. Inzwischen hat sich das Verhältnis der deutschen zu den ausländischen Seeleuten im Seemannsheim gegenüber 1970 fast umgekehrt. Wir zählen 1994 noch etwa 22 % Deutsche.
Die Verhältnisse in der deutschen Schifffahrt ändern sich im Laufe der Jahre gewaltig. Anfang bis Mitte der 70er Jahre erobert der Container und in den 80er Jahren die Elektronik die Schifffahrt. Die Gewerkschaften erstreiken nie geahnte Errungenschaften für die Seeleute. Wurden diese „Fortschritte“ für die Seeleute bald zum Fluch? Ölkrisen, Flaggenprotektionismus und Dollarturbulenzen bringen die maritime Wirtschaft aus dem Tritt und die folgenden Ausflaggungen die alte europäische Seefahrtromantik ins Rutschen. Aus den Schmierern werden eines Tages Motorenwärter, aus den Ingenieuren Technische Offiziere. Der Mehrzweckeinsatz verschmilzt die historischen Gegensätze von Deck und Maschine. Matrosen und Motorenwärter gibt es nicht mehr, sondern Schiffsmechaniker. Bootsmänner und Lagerhalter werden zu Schiffsbetriebsmeistern. Aber sie alle sind auf die Dauer „zu teuer“. Ab 1972 beginnt die Zahl der deutschen Seeleute rapide zu schrumpfen. Heute gibt es je nach Zählart noch etwa 10.000 bis 16.000 deutsche Seeleute. Vor dem ersten Weltkrieg, zur Blütezeit der Seemannsmission unter unserem marinebegeisterten Kaiser Wilhelm II, hatten wir in Deutschland sogar einmal über 100.000 Seeleute. Daneben fuhren noch Zigtausende unter fremden Flaggen. Die alte Segelschiffszeit oder die Zeit der Kohlendampfer hatte zwar auch ihre Reize. Das Leben an Bord war aber sehr hart und entbehrungsreich.
Die Containerisierung, die teilweise durch Streiks erzwungenen starken Heuererhöhungen und der Computer setzen Zehntausende deutsche Seeleute frei. Die Schiffe werden nach amerikanischem Vorbild ausgeflaggt. Lange, bevor das Wort Globalisierung in aller Munde ist, macht die Schifffahrt vor, was zwei Jahrzehnte später im Fernkraftverkehr und auf den deutschen Baustellen abgeschaut wird. Am Heck ehemals deutscher Schiffe hängt nicht mehr schwarz-rot-gold, sondern eine Flagge von Panama, Liberia oder Zypern. Gefragt ist jetzt der Decksmann, der gleichzeitig kochen kann und nicht mehr nach dem deutschen Heuertarif bezahlt werden muss. Ein zweites Schiffsregister wird geschaffen. Auf den dort registrierten Schiffen erhalten nur die Führungskräfte Heuern nach deutschem Tarif, alle übrigen Heimatlandheuern. Die ersten Billig-Seeleute werden schon Ende der 70er Jahre von deutschen Nautikern auf den Kiribati-Inseln im Pazifik gedrillt und eingeflogen. Die Ausflaggungen gehen weiter. Filipinos und Burmesen verdrängen immer mehr deutsche Seeleute. Nach der politischen Wende im Ostblock folgen Polen, Balten und Russen, die noch billiger sind als die Kiribatis. Wer sich als deutscher Seemann noch behaupten kann, muss fachlich hoch qualifiziert und zu großen Opfern an Anpassung, Stress und Vereinsamung an Bord bereit sein. Nur aus Edelholz geschnitzte Charaktere halten das noch durch. Hinzu kommt eine gehörige Portion Glück.
Anfang der 1990er Jahre erleben wir im Seemannsheim zum erstenmal freibleibende Betten. Um den Seeleuten das Haus durch Stärkung der Kasse erhalten zu können, nehme ich 1996 die ersten Touristen zu erhöhten Mietpreisen auf.
Inzwischen werden Patentinhaber von deutschen Reedern wieder gesucht.
erschienen am 23.12.1978 im Hamburger Abendblatt - Nr. 299 vom 23.12.1978, Seite 20
Von Caroline Hackmann
Der Hafen ist schmutzig und grau. Hektik herrscht noch in den Geschäften der Hamburger Innenstadt. Weihnachtsstimmung? Nur ein paar hundert Meter Luftlinie weiter erklimmt Türmer Fiedler tagtäglich zweimal die 449 Stufen zur Plattform des Michels, sendet seine Posaunenklänge in die vorweihnachtliche Nacht nach alter Vorgänger Sitte.
Gegenüber aber sitzt unter einem Weihnachtsstern im gemütlichen Fernsehraum ein Mann, in sich versunken beim Schachspiel mit einem Kameraden. Traurig schaut er drein, bar jeder Hoffnung: Ferdinand Gitschthaler aus Kärnten in Österreich, 56 Jahre alt Seit 14 Tagen wohnt er im Seemannsheim der Deutschen Seemannsmission in Hamburg e. V. am Krayenkamp und wartet auf ein Schiff. "Als Schiffskoch habe ich die 7 Weltmeere befahren. Doch vor 6 Jahren blieb ich an Land und arbeitete in meinem Beruf zu Hause in Österreich. Nun treibt es mich wieder in die Ferne. Außer meiner Tochter mit ihrer Familie habe ich keine Angehörigen mehr. Die Seefahrt ist für mich eine Frage des Gefühls, keine des Geldverdienens. Ich wollte es nun noch einmal versuchen, kam mit Sack und Pack nach Hamburg und wurde bitter enttäuscht. Ungezählte Reedereien habe ich abgeklappert, aber es gibt keine neue Heuer für mich, bin wohl zu alt. So warte ich weiter, bin auch über Weihnachten hier im Seemannsheim, denn Hotels sind zu teuer. Ohne das Seemannsheim könnte ich gleich das Handtuch werfen."
Das Seemannsheim der Deutschen Seemannsmission ist ein Veilchen, das im Verborgenen blüht. Die Seele des Hauses, Diakon und Sozialpädagoge Jürgen Ruszkowski, kennt die Sorgen und Nöte seiner Seeleute und weiß auch, wie einsam sie gerade zur Weihnachtszeit sind.
Der damalige Heimleiter Jürgen Ruszkowski
Die einen warten auf ein neues Schiff, die anderen haben abgemustert, einer hat private Probleme, ein anderer ist in eine unangenehme Situation hineingeschliddert, Behördengänge sind zu machen, Fahrkarten zu kaufen.
Der Heimleiter steht mit Rat und Tat zur Seite und gibt oft auch seelsorgerische Unterstützung. "Bedauerlicherweise weiß in der alten Hafenstadt Hamburg kaum jemand etwas über die Deutsche Seemannsmission, ihre Aufgaben und Aktivitäten", sagt Ruszkowski.
Seit 1891 gibt es diesen Verein, der in aller Welt Heime unterhält. Pastor Mundt, die Diakone Karl-Heinz Hansen und Jürgen Ruszkowski werden von der evangelischen Kirche bezahlt. Das Haus am Krayenkamp, 1959 eröffnet , verfügt über 140 Betten und muß sich aus eigenen Einnahmen tragen. Der Staat gibt nur gelegentlich Geld. Kost und Logis bezahlen die Seeleute selbst. Übernachtungspreis ab 6,50 Mark.
Eine Bücherei, ein Fernsehzimmer, Billard, Tischfußball, Schach und andere Brettspiele, ein Leseraum und ein Restaurationsbetrieb stehen zur Verfügung. Karl-Heinz Hansen stellt die Bücherkisten für die Schiffe zusammen und macht Schiffsbesuche. Die sozialen Aufgaben, die darüber hinausgehen, müssen aus Spenden finanziert werden, und Heimleiter Ruszkowski freut sich über jede auch noch so kleine Zuwendung.
"Heute ist nur noch qualifiziertes Fachpersonal bei der Seefahrt gefragt", berichtet er, "die Umstellung vom Stückgut zum Container-Transport mit Computer-Organisation und wachfreiem Maschinenbetrieb hat sich auch auf die soziale Lage der Seeleute ausgewirkt." 1750 Sailors wohnten im letzten Jahr in seinem fast immer nur ausgelasteten Heim, jeder vierte war Ausländer.
"Wir wollen den Seeleuten ein Dach über dem Kopf anbieten, wenn sie in den Hafen einlaufen (ihren Frauen auch), wollen Geborgenheit vermitteln, veranstalten Ausflüge und bewahren ihr Geld. Bei uns ist jede Religion und Rasse willkommen." Zur Weihnachtsfeier am Heiligabend werden die Kerzen am Tannenbaum angezündet, die 15jährige Tochter Ruszkowskis spielt Trompete, er Posaune, nach dem kalten Büfett gibt es kleine Geschenke für die etwa 80 Seeleute. Es wird gesungen und Geschichten werden vorgelesen. Und dann, spätestens bei der Sendung "Weihnachtsgrüße an Bord" vom NDR zeigt sich, welch weicher Kern unter so manch rauher Seemannsschale steckt.
Ein Journalist des Verlages Gruner & Jahr formuliert 1991 unter der Überschrift
„Heimatlos - Seemannslos“
„Hier sammelt sich Strandgut einer Seefahrt, die zumeist alles andere als christlich ist. Im „Haus Krayenkamp“ finden die Männer ohne Schiff für kurz oder lang eine Heimat auf Zeit. - Wo er zuhause sei? Felipe zuckt flüchtig mit den Schultern. „Por todo el mundo“, überall, murmelt der bärbeißige Mann mit leerem Blick. Doch dann huscht ein Lächeln über das wettergegerbte Gesicht, als freue er sich über seinen Einfall: „Y tambien en la casa Krayenkamp.“ Haus Krayenkamp, das ist ein rotes, vierstöckiges Backsteingebäude gleich hinterm Michel und zweite Heimat für mehr als 2000 Seeleute im Jahr: Hier unterhält die Deutsche Seemannsmission das größte Seemannsheim der Bundesrepublik. - „Deckshände“ und „Maschinenkulis“ aus 60 Ländern kommen hier unter, wenn sie zwischen zwei Schiffen ein Quartier suchen oder auf den Flug in ihre Heimat warten. Aber eben nicht nur die. „Wir sind eine Auffangstation“, sagt Heimleiter Jürgen Ruszkowski, 54. Auffangstation für Männer, die gerade kein Schiff und keine Heuer haben; die „Fußkranken“, die bei der großen Fahrt auf der Strecke geblieben sind. Denn heute kann einen Seemann so einiges erschüttern: Die Rationalisierung, ob an Bord oder an der Pier, und die Konkurrenz von den „Lappen“, den Billigflaggen, machen den Arbeitsplatz auf hoher See immer unsicherer. „Die Leute“, weiß Ruszkowski zu erzählen, „die vor 20 Jahren noch mit dem Lasso am Baumwall eingefangen wurden, nur damit ein Seefahrtbuch mehr da war, die halten sich heute kaum noch an Bord.“ - Der Mann weiß, wovon er spricht. Seit 21 Jahren leitet der Diakon und Sozialpädagoge „sein“ Haus: „Das bedeutet einen 24-Stunden-Job, sieben Tage in der Woche.“ Wen wundert's - bei 50.000 Übernachtungen im Jahr. Doch nicht allein die Qualitäten eines Hotelmanagers muss Hausvater Ruszkowski Tag für Tag beweisen. Wichtiger ist, dass er für die Probleme der Männer, die an Land zu stranden drohen, ein offenes Ohr hat. „Das geht los bei der Hilfe für den letzten Lohnsteuerjahresausgleich bis hin zur Vermittlung einer Fahrt ins Trockendock“ - wie die Entziehungskur für Alkoholkranke unter Betroffenen heißt. - Es kann aber auch bedeuten, dass Ruszkowski nachts raus muss, weil einer der Fahrensmänner zu rauhbeinig wird und das Mobiliar durch die geschlossene Scheibe geht. „Das ist dann“, berichtet Ruszkowski, „nicht immer ganz einfach.“ Schließlich sei er für beides verantwortlich: für die Seelsorge und die Ruhe im Haus. Doch in solchem Zwiespalt steht der Heimleiter nicht allzu oft. „Die meisten Gäste wollen einfach nur ein Dach über dem Kopf und eine warme Mahlzeit.“ - Seine Ruhe, die will auch Felipe haben. Er wartet auf ein Schiff, bei dem er wieder anmustern kann. Am besten eins mit Kurs auf Cadiz. Da kommt er her.“
Hamburger Abendblatt Nr. 90 vom 18.04.1991, Seite 24
Die Seemannsmission bietet Matrosen ein Zuhause. Bald ist sie 100 Jahre alt
Billard, Brot und Behaglichkeit
Ein sauberes Bett, eine warme Mahlzeit, vertrauter Umgang mit Kollegen - das bietet das Seemannsheim am Krayenkamp den Seeleuten auf dem Trockenen. Oft für Tage, Wochen, Monate. Die Seemannsmission ist Träger des Hauses. Im Juni wird sie 100 Jahre alt.
An einem ganz normalen Nachmittag am Krayenkamp: Auf der Eingangstreppe sitzen Männer in der Frühlingssonne, warten, reden. Über ihren "Kahn", die nächste Heuer, darüber, wie es ihnen unter dem Kommando ihres letzten "Alten" ergangen ist. Im Aufenthaltsraum spielt Horst (56) eine Partie Billard gegen den Inder Marshall (48). Yassir, Mustafa und Kemal kommentieren den Lauf der Kugeln. Die Bewohner des Seemannsheims direkt hinter dem Michel kommen aus allen Ecken der Welt.
"Hier sind die Seeleute unter sich, fühlen sich akzeptiert, und die Einsamkeit in einer fremden Stadt ist weniger schlimm", sagt Diakon Jürgen Ruszkowski (56), der das Wohnheim seit 21 Jahren leitet.
Als der Gründer, Pastor Jungclaußen, am 15. Juni 1891 etliche Honoratioren der Stadt, darunter auch den späteren Bürgermeister Henry O'Swald, von der Notwendigkeit eines "Hülfskommitees" überzeugt hatte, warteten in der Hansestadt täglich etwa 5000 Seeleute auf Heuer. Es war die große Zeit der deutschen Seefahrt.
Kaiser Wilhelm II. forcierte den Ausbau der Handelsflotte. In Hafennähe gab es zahlreiche "Heuerbaase", Kneipiers, die Quartiere an die Matrosen vermieteten und ihnen in der Wirtsstube das Geld aus den Taschen zogen. Saftige Provisionen kassierten sie auch für die Vermittlung der nächsten Heuer an die bald wieder mittellosen Männer. In seinem Jahresbericht 1891 zitierte Pastor Jungclaußen einen ostfriesischen Seemann: "Hier in Hamburg muß man eiserne Stiefel anhaben, wenn man auf den Füßen bleiben will."
Betten für 135 Seeleute
St. Pauli bot schon damals viele Möglichkeiten, nach den harten Entbehrungen auf See "Zeit und Geld in verwerflicher Weise totzuschlagen". Eine solide Unterkunft und von christlichen Grundsätzen geprägte Fürsorge taten Not. 1906 wurde das Hamburger Seemannsheim mit 60 Schlafplätzen am Wolfgangsweg eingeweiht. Die christliche Seefahrt blühte, das Haus war fast täglich voll belegt.
Während der Weltwirtschaftkrise klopften viele erwerbslose Seeleute vergeblich an die Tür der Mission. Die Betten waren immer ausgebucht. 1943 wurde das Haus ausgebombt, doch die Grundmauern blieben stehen. Das Seemannsheim konnte unter der alten Adresse zwar wieder aufgebaut werden, wurde jedoch bald entschieden zu eng. Am 12. September 1959 zog die Seemannsmission in den Neubau am Krayenkamp um. Im Haus am Wolfgangsweg wurde das Seefahrer-Altenheim untergebracht. Heute haben in 92 Zimmern 135 Seeleute Platz. Ein Bett im Doppelzimmer kostet elf Mark pro Nacht, ein Einzelzimmer 16 Mark bis 20 Mark.
‚Landratten verstehen uns nicht’
Im Speisesaal gibt es für höchstens acht Mark täglich ein warmes Essen, und aus dem Automaten rund um die Uhr "Brote, Milch, Obst, Schokolade, heißen Kaffee, Seife, Socken und Süßwaren". "Seit der Öffnung der Grenzen im Ostblock sind wir ausgebucht", sagt Jürgen Ruszkowski, "gerade mußte ich eine ganze Schiffsbesatzung von 24 Filipinos abweisen."
Seit durch Billigflaggen und Zweitregister billige Arbeitskräfte aus den Zweit- und Drittländern geheuert werden, sind mehr als 60 Prozent der Bewohner Ausländer. Viele deutsche Seeleute haben an Land Fuß gefaßt und arbeiten..in anderen Berufen. "Das hat viel Arger gegeben", erzählt Ruszkowski, "mittlerweile haben die deutschen Seeleute die anderen Nationalitäten akzeptiert." "Aber die Seefahrt macht keinen Spaß mehr", sagt ein alter Matrose. "Die Liegezeiten werden immer kürzer, und man sieht nichts mehr von der Welt." Er hat sich einen Job an Land gesucht.
Trotzdem kommt er immer wieder zum Seemannsheim. Warum? "Richtig heimisch bin ich in der Stadt nie geworden. Die Landratten verstehen unsereins nicht. Sie sind solide, bürgerlich, möbliert und ortsfest." Ihm dagegen gehört nicht viel Besitz. "Ich hab' mein Geld nicht gespart oder angelegt. Ich hab' gelebt." Zuhause fühlt er sich eigentlich nur im Seemannsheim zwischen dem 50er-Jahre-Mobiliar und seinen Kollegen.
Jürgen Ruszkowski kennt seine Stammgäste. Der24-Stunden-Job - "ich bin hier Mädchen für alles" ist in 21 Jahren zu einer Lebensauffabe geworden. Wie sieht die Zuunft aus? Der Leiter zuckt mit den Schultern. Seine bislang aus Kirchensteuern finanzierte Stelle trägt bereits einen "KW- Vermerk": "Keine Wiederbesetzung." Ruszkowski: "Wenn das akut ist, müssen wir nach neuen Wegen suchen, denn das Seemannsheim ist genauso gefragt wie vor 100 Jahren."
amüsant und spannend wird über das Leben an Bord vom Moses bis zum Matrosen vor dem Mast in den 1950/60er Jahren, als Nautiker hinter dem Mast in den 1970/90er Jahren berichtet
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