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Die Anfänge

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Deutsche Seemannsmission 

Aus der Geschichte der Deutschen Seemannsmission

Die Anfänge in England - made in uk

 


History

 

Die Geschichte der deutschen Seemannsmission

 

Der „Vater“ der Deutschen Seemannsmission nimmt das Steuer in die Hand

– Text von Pastor W. Thun – aus „Werden und Wachsen der Deutschen Evangelischen Seemannsmission“ – 1959

 

            Es bedurfte eines Mannes von besonderen Fähigkeiten, um der Schwierigkriten Herr zu werden, um das Deutschtum in Großbritannien für den Dienst am Seemann zu gewinnen, die Heimat zur Mithilfe aufzurufen und eine Deutsche Seemannsmission planmäßig ufzubauen.

            In der Person des Pastors F. M. Harms wurde er ihr geschenkt.  Ein für den Seemann warm schlagendes Herz, harte Zähigkeit in unermüdlichem Werben, unbeugsamer Wille, sein Ziel zu erreichen, ein eiserner Fleiß und die Gabe zu verhandeln und zu organisieren, führten von Erfolg zu Erfolg.  Mit seinem Namen waren Wesen und Werk der Deutschen Evangelischen Seemannsmission schon bei seinen Lebzeiten eng verknüpft.  So hat man ihn mit Recht den „Vater“ unserer Seemannsmission genannt.

Das Leben und die Ausbildung von Friedrich Martin Elias Harms verlief außergewöhnlich.  Er wurde am 15.05.1844 in Rostock geboren und besuchte dort die Bürgerschule.  Nach dem Tode seines Vaters, eines Polizeibeamten, ging er als kaufmännischer Angestellter nach London und fand Anschluss an deutsche kirchliche Kreise, vor allem in der reformierten Gemeinde Pastor Küblers.  Als dieser auf seinen Wunsch, Missionar zu werden, nicht einging, trat er in den Dienst der Wesleyaner, die ihn zur Mitarbeit aufgefordert hatten.  Nach dreieinhalbjähriger Ausbildung schickten sie ihn 1869 mit 25 Jahren zur Pastorierung der kleinen deutschen Gemeinde in Sunderland, die sich in der Hoffnung, dadurch einen Pfarrer zu erhalten, den Wesleyanern angeschlossen hatte.  Sie erlaubten ihr aber, sich wieder von ihnen zu trennen, weil Harms erkannte, dass die großen Entwicklungsmöglichkeiten, die ihm vorschwebten, nur auf der Linie deutschen evangelischen Christentums zu verfolgen und zu lösen seien.  Die Gemeinde schloss sich dann zunächst der „Congregational Mission of England“ an, damit Harms die Ordination erhielt.  Sie erfolgte 1873, zwölf Jahre später der Anschluss an die Preußische Landeskirche.

            Der Verkehr deutscher Schiffe, meistens Segler aus den Ostseehäfen, war damals in Sunderland und den benachbarten Häfen sehr rege.  Bei der üblichen Liegezeit von 14 Tagen und mehr kam es zu engen Beziehungen der Gemeindeglieder zu Kapitänen und Mannschaften, vor allem im Kriegsjahr 1870, wo viele Schiffe durch französische Kreuzer am Auslaufen gehindert wurden.  Da waren auch Beraubungen, Betrügereien, Verführungen, Matrosenfang an der Tagesordnung.  Wenn auch dringende Gemeindeaufgaben die Fürsorge für die Seeleute zunächst zurücktreten ließen, so machte der Pastor doch mit freiwilligen Helfern Schiffsbesuche, lud zum Gottesdienst ein und verteilte in der Hafengegend Schriften. 1873 richtete er in der deutschen Schule ein Lesezimmer ein.  Weitere Hilfe erhoffte Harms von der Englischen Seemannsmission.  Aber sie lehnte ab, und der Sekretär sagte ihm zum Schluss der Aussprache: „Ich finde es übrigens seltsam, dass Sie in dieser Angelegenheit zu mir kommen und kann Ihnen nur sagen: Sie sind der Mann!“  Da wusste er, dass er auf sich selbst gestellt sei und ging mit neuer Zuversicht an die Arbeit.  Mit Hilfe einiger Freunde, vorwiegend englischer Reeder, bekam er die Mittel, um einen Seemannsdiakon anzustellen. Er besuchte auch die Nachbarhäfen und konnte dadurch die Gründung weiterer deutscher Gemeinden vorbereiten.

            Dann versuchte Harms, um der finanziellen Schwierigkeiten Herr zu werden, in Deutschland Mittel flüssig zu machen.  Aber die Senate in Hamburg, Bremen und Lübeck lehnten zunächst ab, ebenso der Preußische Kultusminister.  Harms wandte sich dann an den Centralausschuss der Inneren Mission (heute: Diakonisches Werk).  Auf seine Eingabe wurde erwidert, dass zwar Mittel nicht zur Verfügung ständen, aber was möglich sei, solle geschehen, um für diese wichtige Angelegenheit in Deutschland Teilnahme und Opferwilligkeit zu wecken.  Der Centralausschuss bitte ihn aber, auf einer Rundreise festzustellen, wie die Lage in anderen englischen und schottischen Häfen wäre und ihm das Ergebnis mitzuteilen.

 

Von Lokalkomitees zum Generalkomitee

            Diesem Wunsche entsprach Harms noch im Jahre 1884.  Sein Ziel war die Bildung von Lokalkomitees in jedem Hafen und deren Zusammenschluss zu einem Generalkomitee.

            Zunächst bereiste er Schottland und fand bei dem Edinburgher Pastor Wagner-Groben weitgehende Hilfe.  Am 16.10.1884 schlossen sich fünf inzwischen gebildete Lokalkomitees zu einem Schottischen Generalkomitee zusammen.

            In den Hafengemeinden Englands fand Harms zunächst weniger Verständnis für seine Pläne.  Die offenkundige Notlage unserer Seeleute wurde zwar anerkannt.  Wären doch vor allem die vielen auf englischen Schiffen fahrenden Deutschen den Ausbeutern schutzlos ausgeliefert.  London wollte vorläufig nicht mitmachen, und Liverpool betrachtete die Seemannsmission als Gemeindesache und hatte schon einen Stadt- und Seemanns-Missionar angestellt, der mit der Englischen Seemannsmission eng zusammenarbeitete.  In den anderen Häfen standen die neu gebildeten Lokalkomitees vielfach nur auf dem Papier.

            Trotzdem lud Harms die Lokalkomitees zu einer Konferenz nach Liverpool ein.  Sie fand am 25.02.1885 statt und wurde von dem Ortspastor Krüsmann eröffnet.  Der Antrag, dass die dort vertretenen sechs Lokalkomitees ein „Generalkomitee für deutsche evangelische Seemannsmission in England und Wales bilden, wurde zum Beschluss erhoben, ein Satzungsentwurf angenommen und ein vierköpfiger „Geschäftsführender Ausschuss mit Pastor Harms als Präsidenten gewählt.

            Am 7.05.1889 schlossen sich das Schottische und Englische Generalkomitee zum „Generalkomitee für Großbritannien“ zusammen.  Das war ein Markstein in der Entwicklungsgeschichte unserer Seemannsmissioin.  Er schuf den organisatorischen Rahmen für den weiteren Aufbau und wurde die Plattform, von der aus Harms seine Ziele weiter verfolgen konnte.

            Inzwischen waren auch die Lokalkomitees nicht müßig gewesen.  London hatte schon 1889 seine frühere Zurückhaltung aufgegeben, die Seemannsmission der Stadtmission angeschlossen und durch Sammlungen der Frau Baronin Henry Schröder und Dr. Lichtenberg die Mittel für den Bau eines Seemannsheimes aufgebracht.  Mit dem Anschluss Liverpools an das Generalkomitee schloss sich 1902 der Ring, und jeder in Betracht kommende Hafen war erfasst, — 43 Häfen in elf Bezirken.

            Der Centralausschuss der Inneren Mission (CA) verwertete den ihm übersandten Bericht über die Ergebnisse der Rundreise von Pastor Harms in einer „zweiten Nachricht“ 1885.  Er sandte sie die Landesverbände für Innere Mission, an Kirchen- und Staatsbehörden und an Kreise, die in erster Linie berufen schienen, sich der Seeleute anzunehmen.  Er bat, ihm Beiträge zur Weitergabe nach Großbritannien zu überweisen, da ihm eigene Mittel für diesen Zweck nicht zur Verfügung stünden.  Das finanzielle Ergebnis war sehr dürftig.  Das Generalkomitee (GK) erhielt als erste Beihilfe 500,— Mark, außerdem 1200,— Mark, die das Reichsamt des Inneren vom Kaiser erwirkt hatte.  Es war nur ein Tropfen auf einen heißen Stein.  Harms hatte doch gehofft, dass ähnlich wie in Norwegen der CA mit Hilfe der Provinzialvereine die erforderlichen Mittel in der Heimat aufbringen würde, und das GK sich auf Sammlungen in Großbritannien beschränken könne.  Das aber wurde ihm bei einem persönlichen Besuch in Berlin für unausführbar erklärt; auch sähe man sich nicht in der Lage, seinem Wunsch zu entsprechen, die Bildung von Hilfsvereinen anzuregen.

            Für Harms und das GK handelte es sich aber um Sein oder Nichtsein.  Das Sein forderte mutiges Vorgehen; unterblieb es, so standen GK und die Lokalkomitees nur auf dem Papier.  Es blieb nichts anderes übrig, als selbständig vorzugehen.  Ein Aufruf wurde versandt, aber wieder blieb das Ergebnis weit hinter den Erwartungen zurück, es gelang nur, in den drei Hansestädten Hilfsvereine ins Leben zu rufen.

 

Die Innere Mission der Lutherischen Landeskirche schaltet sich ein

Dann aber kam Hilfe oder wenigstens Entlastung von anderer Seite.  Die beiden Rundschreiben des CA von den Jahren 1884 und 1885 waren doch nicht, wie es zunächst schien, unbeachtet geblieben.  Sie wurden in Dresden und Hannover gehört.  Auf Antrag des Dresdener Vereinsgeistlichen P. Hickmann beschloss eine Konferenz der Verbündeten Lutherischen Vereine für Innere Mission, die aus der „Allgemeinen Ev.-Luth. Konferenz“ hervorgegangen war, am 9.06.1885 in Rostock, der Sache näher zu treten und beauftragte Hannover mit den weiteren Vorarbeiten.  Man sei bereit, sich für die Seemannsmission einzusetzen, wenn es sich einrichten ließe‚ dass man selbst ein Stück der Arbeit übernehmen könne.

Mit diesem Ziel vor Augen verhandelte in den folgenden Monaten Abt. D. Uhlhorn und der hannoversche Vereingeistliche Pastor Petri schriftlich und mündlich mit Pastor Harms und dem Präsidenten des CA D. Weiß.  Ein Hamburger Vorschlag, die Seemannsmission mit der schon bestehenden Auswanderermission zu verbinden, wurde abgelehnt, weil die Aufgaben doch zu verschieden seien.  Das Ergebnis war, dass das GK am 14.07.1886 beschloss, mit den Verbündeten Lutherischen Vereinen für Innere Mission in Arbeitsgemeinschaft zu treten und ihnen als Arbeitsgebiet den Bristolkanal zu übergeben.  Es wurde ihnen auch Sitz und Stimme im GK zugesichert.

Auch mit dem CA wurde nach wiederholtem Briefwechsel eine Verständigung erzielt.  Er hätte es allerdings lieber gesehen, wenn die in den Lutherischen Landeskirchen aufkommenden Beträge ihm zur Verteilung überwiesen würden, entzog sich aber schließlich nicht der Erkenntnis, dass der hannoversche Plan persönlicher sei und besser geeignet, eine lebendige opferfreudige Liebe zu erwecken.

So konnte denn am 29. September 1886 in Hannover der Beschluss gefasst werden, aus den Lutherischen Landesvereinen als Mitgliedern ein „Komitee zur kirchlichlichen Versorgung deutscher Seeleute im Ausland“ zu bilden.  Das war ein zweiter Markstein in der Geschichte unserer Seemannsmission.

Dem Komitee schlossen sich sofort oder in den folgenden Jahren alle Landesverbände für Innere Mission der Deutschen Lutherischen Kirchen an, 1927 auch der Württembergische.  Es wurde das gemeinsame Liebeswerk der deutschen Lutheraner in Nord und Süd, das sehr bald auch in enge Fühlung mit dem Luthertum im Ausland trat.  Zum Vorsitzenden wurde Abt. D. Uhlhorn zum Schriftführer Pastor Petri gewählt.

Zwei große Aufgaben galt es nun zu lösen, einmal eine gesunde finanzielle Grundlage zu schaffen und zum anderen den Mann zu finden, der als hauptamtlicher Seemannspastor ausgesandt werden konnte.

- Text wird noch ergänzt! -



Entwicklung bis zur Gründung der Deutschen Seemannsmission um 1886


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- Text aus Reinhard Münchmeyers Handbuch der deutschen evangelischen Seemannsmission - 1912 -

 

Quellengemäß dargestellt von D. th. Friedrich Martin Elias Harms

 

Vorwort

            Es sei mir gestattet, kurz zu sagen, wie ich dazu gekommen bin, die nachstehende Geschichte zu schreiben. Jahrelang hatte ich mich standhaft geweigert, diese Arbeit zu übernehmen. Auf meine Beweggründe will ich nicht eingehen; sie werden sich übrigens demLeser wohl mehr oder minder von selbst darbieten. Ich glaubte meiner Verpflichtung gegenüber der Geschichte der deutschen Seemannsmissi0n dadurch zu genügen, dass ich das vorsichtig gesammelte Material geordnet und, wo nötig, mit Erläuterungen versehen anderen Händen zur Bearbeitung überließ. Vor zwei Jahren wurde meine Ansicht erschüttert. Es war in Essen, wo der Kongress für Innere Mission auch die Berufsarbeiter der deutschen Seemannsmission zu ihrer Konferenz vereinigt hatte.  Herr Oberkonsistorialrat D. Meyer, der Vorsitzende des lutherischen Seemannsfürsorge-Verbandes in Hannover, sagte mir: „Sie müssen uns die Geschichte der deutschen Seemannsmission geben; nachher kriegen wir sie nicht mehr. Die Kirche hat einfach das Recht, von Ihnen zu verlangen, dass Sie diese Geschichte schreiben.“  Dies mit eindringlichem Ernst an mich gerichtete Wort kam mir wie ein höherer Befehl, auf den es nur eine Antwort gab: gehorchen!  Als darauf Herr Pastor Münchmeyer mich aufforderte, für das von ihm geplante „Handbuch der deutschen evangelischen Seemannsmission“ ihre Geschichte zu übernehmen, sagte ich ihm dies zu, dachte aber dabei nur au einen Abriss, etwas vollständiger als die, welche bis dahin von anderen Seiten erschienen waren. Als dann hiergegen geltend gemacht wurde, dass ein kurzer Abriss dem Zweck des Handbuches nicht entsprechen würde, entstand nachstehende ausführlichere Geschichte mit der Bestimmung, zugleich als Sonderausgabe auch einem größeren Leserkreis, für den das Handbuch als Ganzes weniger Interesse haben dürfte, zu dienen. Ob es mir überall gelungen ist, das persönliche Element — der Engländer nennt es treffend personal equation — ganz richtig zu behandeln, muss dem Urteil anderer überlassen bleiben. Dass strenge Objektivitat mir Gewissenssache war, darf ich versichern.  Manches wäre, wie bemerkt werden muss, in einer anderen Beleuchtung erschienen, wenn nicht die Schatten einer nahen Vergangenheit noch darauf ruhten

 

Vorbemerkungen

            Unter Seemannsmission verstehe ich diejenige Fürsorge, die aus der Erkenntnis der Gefährdung und Note des Seemannsstandes in religiöser, sittlicher und wirtschaftlicher Beziehung hervorgegangen, den Zweck verfolgt, den Seeleuten in diesen Nöten und Gefahren entsprechende Hilfe zu gewähren.

           Einige bisher erschienene Darstellungen der deutschen Seemannsmission gehen von den kirchlichen Einrichtungen der Hansa im Auslande aus Ob bei diesen Einrichtungen das Wohl der Seeleute maßgebend war oder auch nur in Betracht kam, ist mindestens nicht erwiesen. Es darf wohl angenommen werden, dass es sich dabei um die kirchliche Versorgung der betreffenden Niederlassungen gehandelt hat. Selbst die Anstellung Geistlicher für die Convoy- oder Begleitschiffe der norddeutschen Hansa, (* Diese Maßnahme wurde von dem in Hamburg 1623 eingesetzten Admiralitätskollegium,  später Convoye-Kollegiurn, getroffen. (Reimers: Geschichte der kirchlichen Versorgung deutscher Seeleute in Hamburg. Blätter für Seemannsmission, 1901, Heft 5.) deren Aufgabe es war, die Handelsschiffe vor Seeräubern zu schützen, galt ohne Zweifel nur deren Besatzungen. Dass diese Einrichtungen unter Umständen auch von den Seeleuten bzw. Besatzungen der Handelsschiffe mitbenutzt wurden, ist sehr wahrscheinlich. Ebenso begreiflich ist. es, dass deutsche Auslandsgemeinden, die in späteren Jahren in Häfen des Auslandes entstanden, die seemännischen Stammes- und Glaubensgenossen in ihren Gotteshäusern willkommen hießen.

            Auch auf Wicherns Denkschrift ist in einer Weise hingewiesen worden, die den Schluss nahe legt, die deutsche Seemannsmission stehe in ursächlichem Zusammenhang mit Wicherns Hinweis auf die Notwendigkeit der Fürsorge für die Seeleute.

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Wir dürfen auf diesen Punkt um so eher kurz eingehen, als diesen großen Mann im Reiche Gottes keine Schuld trifft, dass ein solcher Zusammenhang nicht besteht. Dass in dem großzügigen von Wichern in. Seiner Denkschrift entworfenen Plan der Innern Mission auch die Seeleute einen Platz fanden, ist natürlich. Es ist einfach undenkbar, dass dem mit dem Treiben einer großen Hafenstadt, seiner Vaterstadt, so vertrauten Manne die Nöte des Seemannsstandes unbekannt geblieben wären. Er hat auf seiner englischen Reise (1851) dann in dieser Beziehung noch weitere Wahrnehmungen gemacht, (* Oldenberg: Joh. Hinrich Wiehern, II, S. 168, 173) die aber für seine 1849 erschienene Denkschrift nicht in Betracht kamen. Der Hinweis auf Hull (* Denkschrift 3. Aufl. S. 178) beruht auf früher eingezogener Nachricht.  Die wichtigste Stelle in der Denkschrift, die für uns in Betracht kommt, lautet: „Wir erinnern nur noch an die Fürsorge für Matrosen, die in den Seestädten längs der Ost- und Nordsee so notwendig wäre.  Die großen Resultate, welche englische und namentlich nordamerikanische Gesellschaften in New-York etc. durch Errichtung von Seemannshäusern auf diesem Gebiete erreicht haben, ermuntern zur unverweilten Nachfolge“ (* Das. S. 147)  Steht nun auch die deutsche Seemannsmission mit diesem Hinweis in keinem ursächlichen Zusammenhang, so hat sie ihm doch viel zu verdanken.  Als sie später, nachdem sie Hilfe suchend bereits vor mehreren Türen im Vaterlande vergeblich angeklopft hatte, aufs neue in weiteren Kreisen des Vaterlandes um Anerkennung und Hilfe bat und dabei auf mancherlei große und kleine Hindernisse stieß, die sich ihr als einer „fremden und neuen Sache“ (* Dalton: Deutsche Seemannsmission, S. 100) in den Weg stellten, da hat sie sich auch auf den Vater der Innern Mission berufen und hat es den beweisen lassen, dass sie ihrem Gedanken nach weder fremd noch neu in deutschen Landen war, und dann hat Wicherns Wort auch kräftig gewirkt.  Dafür sei sein Andenken auch an dieser Stelle durch ein herzliches Dankeswort geehrt.

Die Anfänge der Seemannsmission überhaupt liegen in England und führen zurück in die Anfangsjahre des vorigen Jahrhunderts. (* Harms: Die Seemannsmission, S. 92)  Inwieweit auch die deutsche Seemannsmission, wie wir sie heute kennen, auf England als ihren Ausgangspunkt hinweist, wird sich aus der folgenden Darstellung ergeben.

 

Englische Fürsorge für deutsche Seeleute

            Eine der englischen Seemannsmissionsgesellschaften trägt den Namen „Gesellschaft für britische und ausländische Seeleute“ (British and Foreign Sailors‘ Society) und erhebt den Anspruch, von Boatswain Smith selbst gegründet worden zu sein.  Hat sich dies geschichtlich auch nicht feststellen lassen, so ist doch sicher, dass der Arbeitsumfang dieser Gesellschaft, wie er durch ihren Namen bezeichnet wird, durchaus der Anschauung und Absicht Smiths entspricht.  Die Gesellschaft hat denn auch grundsätzlich in früheren Jahren hie und da Nichtengländer, darunter auch Deutsche, angestellt, um zweckdienlicher unter ausländischen Seeleuten wirken zu können.  Die anderen englischen Seemannsmissionen haben sich ebenfalls der fremden Seeleute angenommen, wobei sie sich jedoch im Allgemeinen auf die Verbreitung von Bibeln und Traktaten in den betreffenden Sprachen beschränkten.  Freilich standen gottesdienstliche Einrichtungen, sowie Lesezimmer allen Seeleuten schlechthin zur Mitbenutzung offen.  Bei dem großen Verkehr deutscher Schiffe in britischen Häfen kamen diese Einrichtungen auch den deutschen Seeleuten in entsprechendem Maße zugute.  Außer den Seemannsmissionen wirkte ausschließlich unter fremden Seeleuten eine im Jahr 1856 gegründete Gesellschaft zur Verbreitung der Heiligen Schrift unter fremden Seeleuten (Association for Supplying the Scriptures to Foreign Sailors).  Der Gründer war ein deutscher Convertit, der als kongregationalistischer Geistlicher in London wirkte, Rev. D. A. Herschell.  Diese Gesellschaft nahm meistens Deutsche als Kolporteure in ihren Dienst.  Sie löste sich im Jahre 1895 auf.

            Außer diesen fremden Seeleuten im Allgemeinen geltenden Fürsorgebestrebungen an denen die deutschen Seeleute Teil hatten, entstanden auch solche, die diesen insbesondere galten.  Dies war namentlich der Fall in Hull.  Wichern berichtet darüber kurz in seiner Denkschrift, (*   1 S. 178) wo er über die Deutschen in England spricht.  Wir gehen hier auf diese Sache näher ein und folgen dabei Pastor Zander. (*     Die deutsch-lutherische Kirche in Hull (England). Zum iünfzigjährigen Jubiläum den Mitgliedern seiner lieben Gemeinde gewidmet von ihrem jetzigen Pastor. 1898.) „Fromme Engländer, welche sich interessierten für die Darbietung des Wortes Gottes an die Seeleute und zu diesem Zweck die Seemannskirche (Mariners Church), Princes Dockside unterhielten, erkannten die Notwendigkeit, den deutschen Seeleuten in ihrer Muttersprache das Evangelium zu predigen.“  Das war in den dreißiger Jahren, in denen der Verkehr deutscher Schiffe in Hull sehr groß war.  1837 wurde von dem Komitee, das sich gebildet hatte und aus englischen Kaufleuten und Geistlichen bestand, ein Herr Friedländer angestellt, der Gottesdienste in deutscher Sprache abhalten, sowie Schiffe und Hospitäler besuchen musste.  Für die Form des Gottesdienstes war das anglikanische Kirchenbuch (Book of Common Prayer) maßgebend.  Hieraus, wie aus späteren Ereignissen ist anzunehmen, dass die Mitglieder des Komitees der Kirche von England angehörten.  Erst nach einigen Jahren traten drei Deutsche dem Komitee bei.  Wie aus einem Bericht über das Jahr 1842 hervorgeht, erlitten die Gottesdienste entweder überhaupt oder während der Wintermonate, wo die deutsche Schifffahrt ruhte, eine Unterbrechung.  Es heißt dort: „Der deutsche Gottesdienst, der seit Ostern gehalten wird, ist gut besucht.“ Bemerkenswert ist, dass auch in den nächsten paar Jahren von in Hull ansässigen Deutschen keine Rede ist.  Der 1844 als Nachfolger Friedländers angestellte anglikanische Geistliche, Rev. Müller, der übrigens auch in dänischer Sprache Gottesdienste zu halten hatte, berichtet, dass die Gottesdienste von 100 bis 150 Personen besucht wurden.  Er wurde mit größter Freundlichkeit an Bord empfangen; die Seeleute sahen ihn an als ihren Pastor und ihren Freund.  Erst der Rev. Franken, 1846 angestellt, scheint es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, die in Hull ansässigen Ausländer aufzusuchen und berichtet: „Unsere gewöhnliche Kirchenversammlung hat sich auf 80 belaufen, zuweilen betrug sie nur 30 und manchmal stieg sie auf 150.  Die Anwesenden bestehen in dieser Jahreszeit (Winter) meistens aus den hier wohnhaften Deutschen geringeren Standes, sowie aus den Mannschaften einiger Hamburger Dampfboote und weniger anderer deutscher Schiffe.“  Im Jahre 1848 kam es zur Bildung einer lutherischen deutschen Gemeinde, womit die völlige Trennung von der anglikanischen Kirche gegeben war.

            Auch in Liverpool wurde von anglikanischer Seite für die Befriedigung der kirchlichen Bedürfnisse deutscher Seeleute gesorgt.  Den Anlaß dazu gab eine sonntägliche Andacht, die deutsche Arbeiter unter sich seit 1844 in dem Gebäude der englischen Seemannsmissionsgesellschaft Bethel Union (* Diese Gesellschaft wurde 1819 von Smith, dem Vater der Seemannsmission, als zweite Gesellschaft in London gegründet und hatte die Bestimmung, ihre, Wirksamkeit über, ganz England auszudehnen. - Harms: Seemannsmission S. 93.) hielten.  Diese Andachten gelangten 1845 zur Kenntnis eines frommen anglikanischen Geistlichen, des Rev. Joseph Baylee M. A., Direktor des St. Aidan’s College in Birkenhead, in dem sich damals auch ein deutscher Convertit, D. J. Hirsch, auf den anglikanischen Kirchendienst vorbereitete.  Dieser wurde von Baylee beauftragt, „die wöchentliche Andacht zu leiten und das Evangelium zu predigen.“ (* Hirsch: Geschichtliche Skizze der deutschen Kirche in Liverpool.)  Im folgenden Jahr wurde von Baylee für die kleine Gemeinde eine Kirche gemietet und Hirsch zu ihrem Pastor ernannt.  Der erste noch vorhandene Bericht über die Gemeinde umfasst das Jahr 1850.  Aus demselben geht hervor, dass Hirsch, dem ein Laie als Gehilfe zur Seite stand, auch unter Auswanderern und Seeleuten tätig war.  Die Schiffe wurden regelmäßig von dem Gehilfen (Scripture-Reader) und „in mehreren Fällen“ auch von dem Pastor selbst besucht.  Dabei wurden Bibeln, neue Testamente und Gebetbücher verteilt.  Seeleute wurden in den Hospitälern besucht.  Die Zahl der seemännischen Kirchgänger bezifferte sich im Laufe des Jahres auf  1200, darunter eine bedeutende Anzahl Kapitäne.  Drei Jahre später berichtet Hirsch, dass seit vier Monaten ein Geistlicher, Rev. F. H. W. Schmitz, für die Arbeit unter den Seeleuten und Auswanderern angestellt sei. — Zwei englische Gesellschaften hatten, angeregt durch Hirsch, gemeinsam eine jährliche Beihilfe von 60 Pfund Sterling zu diesem Zwecke bewilligt. — Schmitz arbeite in Verbindung mit der deutschen Kirche, (*          Hierbei ist zu bemerken, dass in diesem, wie auch in den anderen Berichten, auf die hier Bezug genommen wird, der Kassenbericht ausschließlich immer nur Einnahmen und Ausgaben für Gemeindezwecke aufweist.  Die Versorgung der Auswanderer und Seeleute bestand also unabhängig von der Gemeinde.) die aber selbst, wie in dem Bericht betont wird, (,‚painful as it is to our feelings“ = wie schmerzlich wir das auch empfinden) ohne namhafte Unterstützung von englischer Seite nicht bestehen könne.  Von den Seeleuten wird gesagt, dass sie fleißig zur Kirche kommen, während die Beteiligung der Auswanderer an den Gottesdiensten abgenommen hat.  Wie lange Schmitz in seiner Stellung verblieb, ist aus den Berichten nicht ersichtlich.  Der Bericht über 1858 spricht von einer Verminderung der Auswanderer über Liverpool und auch geringerem Kirchenbesuch der Seeleute.  Dieser hatte im folgenden Jahr zwar wieder etwas zugenommen, wird aber für das Jahr 1861 doch nur durch 240 Kirchgänger näher bezeichnet.  „Die Gottesdienstgemeinde (congregation)“, heißt es, „besteht jetzt hauptsächlich aus Arbeitern und Armen.“  Im Jahre 1863 ist wieder ein Laiengehilfe (Scripture-Reader) tätig, der Hausbesuche macht.  Er wird durch zwei freiwillige Helfer unterstützt.  Im Norden und Süden der Stadt sind Bibelstunden in Häusern eingerichtet.  Unter den Besuchern befinden sich auch einige Seeleute („a few sailors“).  Über weitere Arbeit unter Seeleuten sagt der Bericht nichts.  Es muss angenommenwerden, dass die bisherige englische Fürsorge für deutsche Seeleute in Liverpool aufgehört hatte.

 

Deutsche Fürsorge für deutsche Seeleute

            Es ist schon (Seite 91) des kirchlichen Amtes auf den Convoyschiffen der Hansa Erwähnung geschehen.  Wir kommen hier auf diesen Gegenstand zurück, da ein gewisser Zusammenhang zwischen dieser Einrichtung, die, wenn auch später unter veränderten Verhältnissen — siehe unten — bis ins Jahr 1811 bestand, und der neueren kirchlichen Versorgung deutscher Seeleute in Hamburg angenommen wird.  (* Reimers: Geschichte der kirchlichen Versorgung deutscher Seeleute in Hamburg, und: Zur Geschichte des Hamburgischen Seemannspastorats.  (Blätter für Seemannsmissjon 1901 Heft 5 und 1902 Heft 4.) Die von Reimers angegebenen Quellen sind: Jansens „Ausführliche Nachrichten“ und Dr. Ernst Beesch: „Hamburgs Convoy-Schifffahrt und Convoywesen“.)  Es scheint jedoch, dass es sich bei dieser Einrichtung lediglich um „Convoy-Leute“ handelte, auch dann noch, als sie nach Reimers im Jahre 1750 „aus einem Marinepfarramt zu einem Seemannspastorat“ wurde.  (* Reimers gründet seinen Satz: „Es ist somit das Amt aus einem Marinepfarramt zu einem Seemannspastorat geworden“ auf die Instruktion der Convoy-Deputation an ihren Schiffsprediger Selle, nachdem die Convoyfahrten aufgehört hatten, die ihn verpflichtet, das ganze Jahr hindurch während der eisfreien Zeit sonntäglich Gottesdienst und Donnerstags eine Betstunde zu halten u. „3. kranke und seines Zuspruchs bedürftige Convoy-Leute (!) auf deren Verlangen fleißig zu besuchen“. (Blätter für Seemannsmission 1902, Heft 4, S. 71 u. 72.)  Das letzte Convoy-Schiff, damals aber „Wachtschiff“ genannt, das ständig im Hamburger Hafen lag, wurde 1811 von den Franzosen in Besitz genommen, die damit zugleich die Predigerstelle auf demselben aufhoben.  Diese Stelle blieb aufgehoben.  In den Jahren 1835 und 1836 wurde im „Bergedorfer Boten“ anläßlich der Gründung einer englischen Seemannsmission in Hamburg auf die Notwendigkeit einer ähnlichen Fürsorge für deutsche Seeleute in beweglichen Worten hingewiesen.  Der Bote riet sogar 1836, da immer noch nichts geschehen war, das großmütige England zwecks Erlangung der pekuniären Mittel anzugehen.  Aber erst im Jahre 1842 wurde ein Schiffsprediger angestellt, nachdem die dazu nötigen Mittel durch ein Legat von A. W. Gerckens und dessen Ehefrau gewonnen worden waren.  Pastor Mönckeberg amtierte als Schiffsprediger vom 6. März 1842 bis November .1843.  Im folgenden Jahre wurde dann „laut Rat- und Bürgerschluss eine Katechetenstelle für die Schiffsgottesdienste im Hamburger Hafen fundiert.“  Am 26. Oktober 1845 hielt Eduard Warmers seine Antrittspredigt als Schiffsprediger.  „1866 legte er seine Ämter nieder.“

            Der Zeitfolge nach richten wir unsere Blicke jetzt wieder auf Hull.  Wir haben (S. 93) gesehen, dass dort mit der Bildung einer lutherischen deutschen Gemeinde die kirchliche Versorgung deutscher Seeleute durch die anglikanische Kirche ihr Ende erreichte.  Bei der Gemeindebildung beteiligten sich — wir folgen der oben genannten Schrift von Pastor Zander — „26 deutsche Schiffskapitäne, nebst ihren Mannschaften an ungefähr 130 Personen.“ Hieraus erwuchs ohne Zweifel der Gemeinde die Verpflichtung, die Seeleute kirchlich zu versorgen.  Der erste Geistliche der Gemeinde in ihrer neuen Gestaltung war ein Hannoveraner, Pastor Brecht.  Er blieb bis 1854.  Ihm folgten Raben bis 1858, Sattler bis 1864, Becker bis 1867.  Zander sagt  (S. 20): „Leider fehlt es an Berichten, um Näheres über ihre Wirksamkeit mitteilen zu können.  Die Gottesdienste fanden regelmäßig einmal wöchentlich statt.  Die Seeleute wurden eingeladen durch gedruckte Karten.“ — Es wäre interessant, zu wissen, wie diese Karten den Seeleuten zugestellt wurden.  In späteren Jahren wurden sie, wie sich hat feststellen lassen, durch das Konsulat an Bord geschickt.  Jedenfalls war die Einladung der Seeleute zum Gottesdienst durch Karten eine feste Einrichtung, die auch über Pastor Bobertags Amtsführung (1867 bis 1872) hinaus beibehalten wurde.  Aus dieser Zeit wird berichtet: „Seeleute werden eingeladen durch den Pastor, der die Schiffe besucht, oder durch einen im Dienst der englischen Seemannsmission stehenden Missionar.“  Ob dieser Missionar im Auftrag der deutschen Gemeinde oder des Pastors persönlich oder in Ausübung seiner Pflicht, die ihn auch auf fremde Schiffe führte, die deutschen Schiffe besucht und Einladungskarten zum Gottesdienst abgegeben hat, wird nicht gesagt.  Bemerkenswert ist dabei, dass ein englischer Missionar in Anspruch genommen wird.  Dies ist natürlich keineswegs ein Beweis, dass es der Gemeinde oder ihren Organen an Interesse fehlte.  Es kann ebenso gut und vielleicht mit noch mehr Berechtigung daraus das Gegenteil geschlossen werden.  Es wird sich hier einfach um Können oder Nichtkönnen gehandelt haben.  Wir kommen hierauf noch zurück.  1876 versucht während Pastor Lindes Amtsführung ein deutscher Methodistenprediger eine Seemannskirche zu gründen, aber seine Bemühungen sind vergeblich.  Die Seeleute werden, wie früher eingeladen.“ (S. 22.) Hierbei blieb es auch, nur wurden in der Folge, wie bereits bemerkt, die Einladungskarten durch das Konsulat an Bord geschickt, und hierauf beschränkte sich die Seemannsfürsorge, soweit nicht in besonderen Fällen — kranke Seeleute in den Krankenhäusern z. B. — der Pastor in Anspruch genommen wurde.

            Wir kehren nun nach Liverpool und dem weiteren Verlauf der dortigen Seemannsfürsorge zurück, die wir bis zum Jahre 1863 oben (S. 93) verfolgt haben und ersehen aus dem Bericht über die deutsche Kirche für das Jahr 1868, dass ein Komitee gebildet worden war, das allem Anschein nach als ein Gemeindeorgan zu betrachten ist.  Es führt den Namen „Foreign Scripture Reader‘s Committee“, der wohl am richtigsten als „Komitee für Gemeindehelfer“ wiedergegeben wird.  Der Vorsitzende ist Herr Stolterfoht. Der Kassenbericht der Gemeinde enthält die Abrechnung des „School and Scripture Reader Fund“.  Ein dem in englischer Sprache erstatteten Bericht beigefügter Anhang in deutscher Sprache dankt für „besondere Beiträge“, die infolge eines im Vorjahr erlassenen Aufrufes eingegangen sind.  „Die so gesammelten Beiträge haben nicht nur die Befriedigung der vorhandenen Bedürfnisse, sondern auch eine Beisteuer von 30 Pfund Sterling zu der Einrichtung eines Lesezimmers ermöglicht, welches das Komitee der „Foreign Scripture Reader Society“ für die hiesigen. deutschen Arbeiter und Handwerker eröffnet hat.“  In dem englischen Bericht des Pastors Hirsch wird die Wirksamkeit des Gemeindehelfers, der zugleich Schullehrer war, näher bezeichnet.  Er macht Hausbesuche, namentlich im Norden der Stadt, „besucht auch die Schiffe“ und Krankenhäuser und verbreitet Bibeln, Testamente und Traktate.  Über Kirchenbesuch der Seeleute wird nichts berichtet, diese werden überhaupt in dem Bericht nicht weiter erwähnt.  Den nächsten Anhaltspunkt gibt uns die im Jahre 1872 von Pastor Hirsch geschriebene geschichtliche Skizze der deutschen Kirche.  Ihr entnehmen wir (S. 94), dass mit dem Amt des Lehrers an der Gemeindeschule (Winkler, angestellt 1865) das eines Stadtmissionars verbunden war.  Wie lange diese Verbindung gedauert hat, ist nicht klar ersichtlich.  Über Seeleute und deren Versorgung sagt Hirsch in seiner Skizze kein Wort.  Aus späteren Berichten wie aus der Fortsetzung der geschichtlichen Skizze — durch Pastor Krüsmann (geschrieben 1883) (* Vergl. S. 108) — geht hervor, dass später eine zweite Schule im Norden der Stadt eingerichtet wurde und dass eine mehrjährige Pause in der Stadtmission (wahrscheinlich weil Winkler für beide Tätigkeiten keine Zeit fand) eintrat.  (* Es wird auffallen, dass im Laufe der Jahre auch in Liverpool, wie wir bereits in Hull gesehen, die Fürsorge für die Seeleute, soweit man eine solche überhaupt noch gelten lassen kann, auf ein so außerordentlich bescheidenes Maß zusammenschrumpfte bzw. ganz aufhörte.  So befremdend diese Erscheinung auch sein mag, sie ist durchaus erklärlich und begreiflich, wenn man bedenkt, was für Schwierigkeiten beim Ausbau einer Auslandsgemeinde bewältigt werden müssen, wobei hauptsächlich die Zeit und Kraft des Geistlichen in Anspruch genommen wird.  Die Beschaffung der finanziellen Mittel allein stellt ihm meist schon eine ebenso unerquickliche wie schwere und zeitraubende Aufgabe.  Dazu kommen die Besuche — und die sind schlechterdings nicht zu umgehen — bei den über die ganze Stadt zerstreut wohnenden Gemeindegliedern, wie bei solchen, die es noch werden sollen, nebst den verschiedenen Einrichtungen, die das Gemeindeleben erheischt.  Es kann nicht wundernehmen, wenn der Geistliche, der doch Pfarrer seiner Gemeinde ist, für eine ihm auch sonst am Herzen liegende Tätigkeit, die über den Rahmen seiner eigentlichen Amtspflichten hinausgeht, keine Zeit findet, auch keine Mittel beschaffen kann, für solche Tätigkeit helfende Kräfte zu gewinnen.  Dasselbe gilt in entsprechendem Maße, selbst bei vorausgesetzter Geneigtheit, von dem Gemeindevorstand. Recht schwer fällt sodann noch der Umstand ins Gewicht, dass die Gemeinde meist nur mit äußerster Anstrengung die zu ihrer Aufrechterhaltung nötigen Mittel — auch Armenpflege kommt in Betracht — aufzubringen imstande ist.  Es ist um so nötiger, auf diese Dinge hinzuweisen, weil wir jetzt durch die vom Vaterlande getragene Diasporapflege in ungleich günstigerer Zeit leben.)  Vorstehendes wird hier berichtet, weil wahrscheinlich mit der Stadtmission ein gewisses Maß von Seemannsmission verbunden war.

 

            In Antwerpen wurde im Jahr 1850 ein Diakon Voskamp aus der Diakonenanstalt in Duisburg als Kolporteur angestellt, der während der Sommermonate unter den Auswanderern, die sich damals dort in großer Anzahl einschifften, wirkte.  „Während des Winters dagegen beschäftigt er sich hauptsächlich mit den vielen dort weilenden deutschen Seeleuten.“ (*Achter Jahresberi~ht der Rheinisch-Westfälischen Pastoralgehilfenanstalt zu Duisburg, vom 1. Jan. 1852 bis 1. Jan. 1853)  Von wem Voskamp angestellt wurde, hat sich leider nicht feststellen lassen.  Eine Mitteilung des Pfarrers Ohl in Duisburg sagt: „Nur eine Bemerkung finden wir, die Ihnen vielleicht dienen kann.  Dieselbe lautet: „„Auch diese Sendung verdankt einem besonderen Umstand ihre Entstehung.  Die Begleitung eines aus unserem Krankenhause entlassenen Arztes, der hier, von Holland ausgewiesen, mittellos als Auswanderer angekommen war, zeigte die sittliche und finanzielle Ausbeutung derselben in Antwerpen und regte zur Abhilfe an.““  Voskamp war bis Anfang des Jahres 1877 in Antwerpen tätig.  Dass er bis dahin in gleicher Weise, wie oben angedeutet, auch unter den deutschen Seeleuten wirkte, darf mindestens angenommen werden.  Der Bericht beschreibt Voskamps Tätigkeit wie folgt: „Zugleich ist er der Leiter eines Lokals, in welchem Seeleute und Auswanderer, auch sonstige deutsche Jünglinge, geeignete Lektüre und Unterhaltung, sowie Gelegenheit zum Schreiben und dergl. finden.  Seine tägliche Arbeit besteht darin, dass er, versehen mit einer großen Tasche voll Bücher, seine Bibeln, Traktate und verschiedene Schriften erbauenden und belehrenden Inhalts den Auswanderern und Seeleuten zum Verkauf anbietet, indem er dieselben in den Wirtshäusern, in den Häfen und Schiffen aufsucht.“

            Im Jahre 1863 trat in Antwerpen „eine Gesellschaft der Seemannsfreunde“ zusammen welche die Schaffung einer „Zufluchtsstätte für leibliche und geistige Pflege der deutschen Seeleute“ bezweckte.  Gelang es der Gesellschaft auch nicht, ihr Ziel zu erreichen, (* Verein für deutsche Seeleute in Antwerpen. Jubiläumsbericht 1908) so ist doch bemerkenswert, dass ein schwerer Notstand der Seeleute im Auslande erkannt und dessen Abstellung ins Auge gefasst wurde.

            Die bereits erwähnte englische Gesellschaft für britische und ausländische Seeleute stellte um die Mitte der sechziger Jahre als Missionar in Cardiff, dem Haupthafen des Bristol-Kanals, einen Chrischona-Zögling Schmutz, an.  Ein nicht unerheblicher Teil seiner Tätigkeit entfiel ganz natürlich auf nichtenglische, besonders deutsche Seeleute.  Schmutz wurde bald mit einer Anzahl in Cardiff ansässiger Deutschen bekannt, die er zu seinen Gottesdiensten für deutsche Seeleute einlud.  Unter diesen war auch ein deutscher Kaufmann, der, wie Schmutz selbst, Baptist war.  Beide gründeten nun eine kleine Gemeinde, und Schmutz löste seine Verbindung mit der englischen Missionsgesellschaft, um sich ganz der Arbeit unter den Deutschen zu widmen.  Er beschränkte sich auf Cardiff.  Es wurde eine kleine Kapelle erbaut, die bald unter den Seeleuten als „deutsche Kirche“ bekannt und auch fleißig besucht wurde.  Schmutz setzte seine Tätigkeit bis etwa Mitte der achtziger Jahre fort.  Er war unter den deutschen Seeleuten sehr bekannt und geachtet.

            Indem wir. hiermit diesen Teil unserer Darstellung zum Abschluss bringen, sei der Vollständigkeit wegen noch erwähnt, dass ein schottisches Komitee im Jahre 1863 in Edinburgh eine Mission gründete, aus der die dortige deutsche Gemeinde hervorging.  Mit diesem Unternehmen war auch eine für deutsche Seeleute berechnete „Küsten-Mission“ verbunden.  Was diese Küstenmission in den Anfangsjahren geleistet hat, ist uns nicht bekannt.  Die spätere namens dieser Mission entwickelte Tätigkeit eines schwer verirrten Mannes auf deutschen Schiffen in Leith und anderen Plätzen fällt nicht unter den Begriff der Seemannsfürsorge.

 

Die deutsche Seemannsmission oder die Fürsorge für die deutschen Seeleute als solche

            Wir haben bisher gesehen, dass die deutschen Seeleute da und dort in den Bereich kirchlicher Veranstaltungen und Vereinstätigkeit in größerem oder geringerem Maße während kürzerer oder längerer Zeit mit hineingezogen wurden.  Am meisten Aufmerksamkeit wurde ihnen da zuteil, wo das Auswandererwesen im Vordergrunde des Interesses stand, wobei naturgemäß der Blick auch auf die Seeleute fallen musste, die in denselben Gegenden der betreffenden Hafenplätze, in denen die Auswanderer Gefahren ausgesetzt waren, verkehrten und gleichfalls den Gefahren vielfach erlagen. (* Auch später wollte man in Bremen — Pastor Cuntz — und besonders in Hamburg — Hauptpastor Kreusler u. Pastor Müller — durchaus Seemannsmission und Auswanderermission verbinden.)  Man konnte aber den seemännischen Bedürfnissen, wenn sie auch, was vielleicht zweifelhaft ist, klar erkannt wurden, auf diese Weise nicht gerecht werden.  Berühren diese sich auch in einigen Punkten mit den Bedürfnissen Ausgewanderter und Auswanderer auf der Reise, so sind sie doch umfassender, haben auch einen anderen Anlaß, wenigstens als Ausgangspunkt, im seemännischen Beruf selbst.  Sie haben ein unanfechtbares Recht auf Abhilfe, die nur dann ihrem Zweck entsprechen kann, wenn sie für die Seeleute als solche und an und für sich berechnet ist.

            Zwischen der im Jahre 1863 in Sunderland von den ansässigen Deutschen selbst gegründeten „deutsch-evangelischen Gemeinde“ und den zahlreichen deutschen Seeleuten, die in dieser nicht unbedeutenden Hafenstadt verkehrten, bestand von Anfang an ein enges Verhältnis.  Dies beruhte auf den Beziehungen führender Gemeindeglieder zur Schifffahrt.  Es waren Schiffsmakler, Inhaber von Schiffsausrüstungsgeschäften, einer war ein Maler, der den Kapitänen, die meist Teilbesitzer ihrer Schiffe waren, diese auf Leinwand brachte, ein deutscher Arzt, dessen Dienste auch über Sunderland hinaus von deutschen Seeleuten gesucht wurden, 

während einige als Dockarbeiter viel auf deutschen Schiffen arbeiteten.  Als Schreiber dieses im August 1869 sein Amt an dieser Gemeinde antrat, kam er daher alsbald in vielfache Berührung zunächst mit deutschen Kapitänen an Land und dann auch mit den Mannschaften an Bord.  Der Verkehr deutscher Schiffe, meistens Segler aus den Ostseehäfen, war ein sehr reger. Die Liegezeit dauerte gewöhnlich 14 Tage und darüber.  Löschen und Laden ging damals nicht so schnell wie heute, wo in manchen Fällen die Liegezeit eines Dampfers kaum 14 Stunden währt.  Die örtlichen Verhältnisse begünstigten in besonderem Maße ein näheres Bekanntwerden mit dem Treiben einer größeren Hafenstadt, in dessen Mittelpunkt die Seeleute stehen.  Die Geschäftsstellen der Kaufleute, Makler u. a. waren damals in der Nähe der dicht beieinander liegenden Docks und des Flusses.  Hier befanden sich auch die vielen Verkaufsläden und Wirtshäuser, die es auf die Seeleute abgesehen hatten, während in engen Seitenstraßen mehr oder weniger lichtscheues Gesindel auf seemännische Beute lauerte.  Die Schlafbaase, meistens deutschredende Juden, betrieben ein schwunghaftes Geschäft im Matrosenfang.  Immer und immer wieder kam es vor, dass deutsche Seeleute verschwanden.  Beraubungen im Kleinen und Großen waren tägliche Vorkommnisse, schlimmerer Dinge nicht zu gedenken.  Und das alles fiel kaum auf.  Es war eben einmal so.  Und die Seeleute selbst?  Nun, das ist Seemannsleben im fremden Hafen nach Sturm und Not auf dem Meere.  Es wurde gar nichts anderes erwartet.  Wer aber diese Anschauung nicht teilte, der musste in diesen Dingen einen herzbrechenden Notstand des Seemannslebens erkennen.  Es ließ sich zunächst wenig tun, diesem Notstand zu begegnen.  Die Gemeindearbeit war schwierig und nahm viel Zeit in Anspruch.  Es handelte sich zunächst darum, festzustellen, ob die Gemeinde, die in den sechs Jahren ihres Bestehens mehrere Male und auf längere Zeit ohne Pastor gewesen war, lebensfähig sei.  Der sonntägliche Gottesdienst wurde den Seeleuten durch die Kapitäne, die darum ersucht wurden, bekannt gemacht.  Es waren auch fast immer Seeleute im Gottesdienst.  Im Kriegsjahr 1870 lagen in den Häfen dieser Gegend, namentlich in Middlesbrough, eine ganze Anzahl deutscher Schiffe fest.  Draußen kreuzten französische Kriegsschiffe.  In Middlesbrough wurden mehrere Male von Sunderland aus Gottesdienste für die Seeleute gehalten; sie wurden gut besucht.  Am Tyne standen einer gleichen Einrichtung unüberwindliche Schwierigkeiten im Wege.  Schiffsoffiziere von dort waren zuweilen in Sunderland auf Besuch und kamen zur Kirche.  Im Frühjahr 1871 waren die Verhältnisse günstiger geworden.  Es konnte den Seeleuten mehr Beachtung gewidmet werden.  Der Gegenstand war verschiedentlich in den Sitzungen des Kirchenvorstandes in Sunderland zur Sprache gebracht worden.  Der Pastor besuchte die Schiffe und es wurden einige freiwillige Helfer gewonnen, die sonntäglich die Schiffe besuchten und in dem für die Seeleute gefährlichsten Teil der Hafengegend Traktate an Seeleute verteilten und sie zum Gottesdienst einluden.  Da nur ein Gottesdienst, Sonntag abends, gehalten wurde (ein früher auch morgens gehaltener Gottesdienst hatte eingestellt werden müssen), so war der Sonntagmorgen frei.  Es wurde beschlossen, am Tyne einen Gottesdienst für deutsche Seeleute einzurichten.  Die Eisenbahngesellschaft, die Besitzerin des zunächst in Betracht kommenden „Tyne-Dock“ war, ließ sich bereit finden, eine alte baufällige Lesehalle gegen ein geringes Entgelt für den Gottesdienst zu überlassen.  Der erste Gottesdienst wurde dort Sonntag, den 7. Mai 1871 gehalten.  Die Beteiligung war nicht ermutigend, obgleich acht Schiffe besucht worden waren.  Die Arbeit wurde jedoch mit wechselndem Erfolg fortgeführt, bis sie im September ausgesetzt werden musste, damit einem dringenden Rufe nach Newcastle Folge geleistet werden konnte.  Dort waren nämlich infolge eines Streiks in der Fabrik Sir W. Armstrongs einige hundert deutsche Arbeiter angestellt worden.  Die Leute waren in den mit der Fabrik verbundenen Gebäuden, die sonst geselligen Zwecken dienten, untergebracht.  Auf der Straße durften sie sich der englischen Arbeiter wegen kaum blicken lassen.  Es sollten nun Gottesdienste für diese Leute gehalten und auch sonstige Einrichtungen getroffen werden, und der Pastor der deutschen Gemeinde in Sunderland — eine andere gab es weit und breit nicht — wurde darum ersucht.  Er glaubte sich dieser Aufgabe nicht entziehen zu dürfen.  Dann kam der Winter.  Die Arbeit unter den Seeleuten am Tyne konnte auch zunächst überhaupt nicht wieder aufgenommen werden, weil die Bedürfnisse der Gemeinde in Sunderland weitere Maßnahmen erheischten.  Kirche, Schule und Pfarrhaus mussten beschafft werden.  Dies Ziel war im November 1873 mit Gottes Hilfe erreicht.  Umfassendere gottesdienstliche Einrichtungen, die Begründung einer deutschen Schule u. a. brachten in der Folge eine erhebliche Arbeitsvermehrung des Pastors an Ort und Stelle mit sich.  Der Gedanke an die Seeleute und eine umfassende Fürsorge für sie konnte zunächst nicht weiter verfolgt werden.  Nur wurde das Schulzimmer den Seeleuten abends als Lesezimmer unter der Bedienung eines freiwilligen Helfers zur Verfügung gestellt, aber wenig benutzt.  Andere Aufgaben trafen in bestimmteren Umrissen hervor.  In Newcastle, Shields, Middlesbrough, Städten in der Nähe von Sunderland, wohnten viele Deutsche, die kirchlich unversorgt waren.  Lag nicht auch hin-

sichtlich derer eine Verpflichtung vor und vielleicht eine noch dringlichere, als die der weiteren Seemannsfürsorge?  Aber auch diese war dringend; daran änderte alles Erwägen und Abwägen nichts.  Da entstand der Gedanke, diese Arbeit der englischen Seemannsmission ans Herz zu legen.  Die Geldsorge konnte da doch kein Hindernis sein.  Um eine Geldfrage handelte es sich im letzten Grunde.  Eine Besprechung mit den geschäftsführenden Persönlichkeiten in London brachte diese Frage zur Entscheidung.  Es kamen zwei Gesellschaften in Betracht, die anglikanische (Missions to Seamen) und die konfessionslose für britische und fremde Seeleute (British and Foreign Sailors‘ Society).  Von beiden Seiten wurde in bestimmtester Weise erklärt, man könne keine Sondereinrichtung für fremde Seeleute treffen.  Rev. E. Matthews, der geschäftsführende Sekretär der Gesellschaft für britische und fremde Seeleute, sagte nach längerer Entwicklung der Gründe, weshalb diese Gesellschaft nichts tun könne: „Ich finde es übrigens seltsam, dass Sie in dieser Angelegenheit zu uns kommen und kann Ihnen nur noch sagen: „„Thou art the Man““ — Du bist der Mann!“ — Es kam aber das Ende der siebziger Jahre herbei, ehe es möglich wurde, diese Aufgabe ernstlich in Angriff zu nehmen und zunächst neben Sunderland im Tyne-Gebiet eine regelmäßige Wirksamkeit unter den Seeleuten zu entfalten.  1879 gelang es mit Hilfe einiger Freunde, vorwiegend englischer Reeder, Mittel zur Anstellung eines Seemannsmissionars zu gewinnen.  Der Angestellte war ein früherer Lehrer, ein Mecklenburger, der hierher verschlagen war.  Er entwickelte ein besonderes Geschick, mit Seeleuten umzugehen und verstand es auch, den Schiffsoffizieren nahe zu kommen.  Durch das Entgegenkommen eines in South-Shields ansässigen Landsmannes, der früher Seemann gewesen, eine Zeit lang eine Matrosenherberge gehabt, nun aber schon seit einiger Zeit als strenger Enthaltsamkeitsapostel eine Kaffeeschankwirtschaft betrieb, erhielten wir einen Saal, der in Verbindung mit seiner Wirtschaft geselligen Zwecken und Vorträgen diente, zunächst mietfrei; hier wurde Sonntagnachmittags Gottesdienst gehalten.  Der Besitzer selbst, Carlberg mit Namen und ebenfalls ein Mecklenburger, ging als alter Seemann mit großer Wärme auf das Unternehmen ein und förderte es nicht wenig.  Er brachte viele Seeleute in den Gottesdienst.  Zu diesem wurden nun auch die in Shields wohnenden Deutschen eingeladen und damit war zugleich der Anfang zur Gründung einer Gemeinde gegeben und ein wertvoller Stützpunkt für die Arbeit der Seemannsmission als kirchliche Versorgung gewonnen. (* Es kann nicht wundernehmen, wenn bei dem Seemann, der durch seinen Beruf von der Gemeinde meist getrennt lebt, das Gefühl der Zugehörigkeit zu ihr stark abgeschwächt wird und unter Umständen auch ganz einschläft.  Dass dies für sein religiöses und sittliches Empfinden eine große Bedeutung hat, liegt auf der Hand.  Es wirkt verwirrend und trübt die Beurteilung seiner Triebe und. Handlungen.  „Ein Seemann kann nicht fromm sein“ ist eine oft gehörte Äußerung.  Daher ist es von größter Wichtigkeit, das Gefühl der Zugehörigkeit zur heimatlichen Kirche und Gemeinde in ihm zu stärken bzw. zu wecken, indem er möglichst oft mit einer Gemeinde der heimatlichen Kirche in Berührung gebracht wird. Hierin liegt die große Bedeutung der von der Kirche der Heimat getragenen kirchlichen Versorgung der Seeleute, sowie der Grund, die Seemannsmission; soweit das irgend möglich ist, im Anschluss an eine Gemeinde zu betreiben und rein seemännische Gottesdienste auf das durch die Notwendigkeit bedingte Maß zu beschränken.)  Die durch die Arbeit am unteren Tyne erzielten Erfolge ermutigten im Frühjahr des folgenden Jahres (1880) zu weiteren Schritten, um die Arbeit auf das ganze Tyne-Gebiet bis Neweastle hinauf auszudehnen.  Es gelang mit Hilfe des dortigen deutschen Konsuls Eichholtz, ein aus deutschen Kaufleuten bestehendes Komitee zu bilden, das jedoch nur zur Gewinnung von Beiträgen behilflich sein, weitere Verantwortlichkeit aber nicht übernehmen wollte.  Nicht nur konnte der erwähnte Saal für die Gottesdienste, sondern noch ein Lesezimmer gemietet werden.  Nun wurde auch der erste Versuch gemacht, aus Deutschland Hilfe zu gewinnen.  Am 19. Juni ging ein Gesuch um Gewährung einer Beihilfe an den preußischen Kultusminister ab.  Die Antwort traf erst im Januar 1881 ein und lautete: „Ew. Hochehrwürden erwidere ich auf das Gesuch vom 19. Juni v. J. um Gewährung einer staatlichen Beihilfe behufs Pastorierung deutscher Matrosen auf dem Tyne ergebenst, dass die Umstände es zu meinem Bedauern nicht gestattet haben, Ihrem Antrag .zu entsprechen.  Der Königlich Preußische Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.“  Der Minister (Putkamer) hatte selbst gezeichnet. (* Vergl. S. 112 unten.)  Etwas später — Mitte des Jahres — wurden Hilfsgesuche an die Senate in Hamburg, Bremen und Lübeck gerichtet.  Die nicht lange ausbleibenden Antworten bedauerten unter Anerkennung unserer Bestrebungen, die nachgesuchte Hilfe nicht gewähren zu können. (* Daß der Gedanke, staatliche Hilfe für die Seemannsmission nachzusuchen, richtig war, hat die Folge bewiesen. Damals war freilich die Zeit noch nicht gekommen.  Es konnten die Gründe noch nicht geltend gemacht werden, die später in Gestalt weiterer Veranstaltungen, wodurch auch die wirtschaftliche und nationale Bedeutung der Seemannsmission erwiesen war, für die Gewährung staatliche Hilfe maßgebend wurden.)  War hiermit nun auch eine Hoffnung zugrunde gegangen, entmutigen konnte das, ganz abgesehen von dem sehr bestimmten Bewusstsein der Verpflichtung, schon aus dem Grunde nicht, weil trotz vielfacher Verständnislosigkeit bei den Seeleuten hinsichtlich der Seemannsmission die erzielten Erfolge dazu zu groß und bedeutungsvoll waren.  Nicht nur wurden die Gottesdienste gut, zuweilen sogar recht zahlreich besucht und das Lesezimmer gern benutzt, es fehlte auch nicht an persönlicher Anerkennung.  Es war denn auch bereits am Anfang des Jahres (1880) der Blick auf das etwas weiter abgelegene Hartlepool, wo damals der Verkehr deutscher Schiffe ein sehr reger war, gerichtet worden.  Ein Besuch dort hatte gezeigt, dass wohl auf Unterstützung nicht nur von deutschen Kaufleuten, sondern auch von andern für eine deutsche Seemannsmission gerechnet werden konnte.  Auch in Middlesbrough, das sich mit Hartlepool zu einem Arbeitsgebiet (* Der heutige Tees-Bezirk) verbinden ließ, fand sich Entgegenkommen.  Es war jedoch in anbetracht der großen Anzahl dort ansässiger deutscher Arbeiter klar, dass, wenn dort etwas geschehe, deren kirchliche Versorgung schwer ins Gewicht fiel.  Die hierzu erforderlichen Geldmittel ließen aber ein solches Unternehmen zunächst als undurchführbar erscheinen. Middlesbrough gewährte mithin vorläufig nur geringe Aussichten auf finanzielle Hilfe, soweit die Seeleute, deren Zahl dort übrigens damals auch nicht besonders groß war, in Betracht kamen.  Da kam von anderer Seite Hilfe, welche die baldige Inangriffnahme der Arbeit in Hartlepool ermöglichte.  Es ist schon oben (S. 93) die Gesellschaft zur Verbreitung der Heiligen Schrift unter fremden Seeleuten erwähnt worden.  Der Begründer und Leiter dieser Gesellschaft, Rev. D. A. Herschell, ein geborener Deutscher, kam in Angelegenheit derselben nach Sunderland und machte dem Schreiber einen Besuch.  Das Gespräch bewegte sich      auf dem Gebiet der Seemannsfürsorge und führte zu einer Vereinbarung in Bezug auf Hartlepool, Stockton und Middlesbrough, nach welcher Herschell eine jährliche Beihilfe von 26 Pfund Sterling zur Anstellung eines Kolporteurs versprach.  Die Anstellung eines geeigneten Mannes wurde Harms überlassen.  Nur forderte Herschell, dass der Kolporteur auch auf andern nichtenglischen, also nicht ausschließlich auf deutschen Schiffen arbeite.  Diese Einrichtung konnte allerdings, was die Erfordernisse der deutschen Seemannsmission anbelangt, nur ein Notbehelf sein, war aber auch als solcher doch ein Gewinn.  Er ermöglichte ein sofortiges Vorgehen zur Beschaffung weiterer Mittel in Hartlepool, das auch nicht ohne Erfolg war. Für die Kolporteurstelle fand sich bald ein geeigneter Mann, der im September seine Tätigkeit in Hartlepool begann mit der Verpflichtung, einen entsprechenden Teil seiner Zeit auch den Schiffen in Stockton und Middlesbrough zu widmen.  Für Gottesdienste bot sich in Hartlepool eine höchst günstige Gelegenheit dar.  Die schwedische Staatskirche hatte einen Seemannspastor dorthin entsandt.  Es war eben eine Kirche mit Versammlungsräumen für die Seeleute erbaut worden, auf die wir unser Augenmerk richteten.  Pastor Dalén ließ sich auch bereit finden, uns seine Kirche für einen wöchentlichen Gottesdienst zur Verfügung zu stellen und unsern Seeleuten die Mitbenutzung des Lesezimmers zu gestatten. Der Gottesdienst musste leider an einem Wochenabend gehalten werden, weil für einen Sonntagsgottesdienst durch die drei Gottesdienste in Sunderland und Shields keine Zeit war.  Die jetzt herrschende Hast in der Schifffahrt hatte noch nicht eingesetzt, und es war den Sonntag über immer eine Anzahl Schiffe im Hafen.  Auch den in Hartlepool wohnhaften Deutschen hätte ein Sonntagsgottesdienst besser gepasst.  Trotzdem war aber der erste Gottesdienst, der an einem Montagabend (19. September 1881) gehalten wurde, von ungefähr 60 Personen, wovon etwa zwei Drittel Seeleute waren, besucht.  Je nach der Anzahl der im Hafen befindlichen Schiffe war immer eine recht erfreuliche Beteiligung der Seeleute an den Gottesdiensten, zu denen die ansässigen Landsleute regelmäßig mit Erfolg eingeladen wurden, zu verzeichnen.  Das Lesezimmer hingegen wurde weniger benutzt.  Unsere Seeleute hatten keine Lust, ins schwedische Lesezimmer zu gehen.  So wurde denn später ein deutsches Lesezimmer, das auch besser gelegen war, gemietet, was unsere Seeleute mit Freuden begrüßten.  Dass wir uns von vornherein die Verbreitung guter Schriften an Bord, sowie Hilfeleistungen verschiedener Art als zu unserer Aufgabe gehörend angelegen sein ließen, braucht wohl kaum gesagt zu werden.  Erwähnt sei jedoch, dass die Matrosenherbergen in unserem Arbeitsgebiet regelmäßig besucht wurden.  Durch den hierbei gewonnenen Einblick in die entsetzlichen Zustände, die fast durchgängig in diesen Häusern herrschten, entstand der Gedanke an deutsche Seemannsheime.

Nöte

             Somit war wenigstens ein Anfang gemacht, der dringendsten Not in etwas zu begegnen.  Bald trat aber in beunruhigendster Weise hervor, dass die getroffenen Einrichtungen doch in einem recht argen Missverhältnis zu den vorliegenden Bedürfnissen, deren Umfang immer klarer erkannt wurde, standen.  Die Kolporteure — auch für den Tyne war ein Abkommen mit Herschell getroffen worden — genügten nicht.  Ihre Art und Weise wirkte hier und da verletzend.  Für die Arbeit war doch eine bessere Ausrüstung nötig, eine Vorbildung, die sie nicht besaßen.  Dass hier eigentlich Theologen am Platz seien, war ja von vornherein klar gewesen, ebenso klar war aber auch die Unausführbarkeit solcher Maßnahme unter den obwaltenden Verhältnissen.  Es war eine Geldfrage.  Doch musste etwas geschehen und zwar zunächst für den zuletzt in Angriff genommenen Bezirk, der eine ziemliche Strecke von Sunderland entfernt lag.  In Middlesbrough konnten noch Geldmittel flüssig gemacht werden.  Das bedingte jedoch unweigerlich die Fürsorge für die dort ansässigen deutschen Arbeiter, d. h. eine Zersplitterung der Kräfte.  Dass diese Fürsorge ebenfalls eine Gewissensfrage war, ist schon erwähnt worden; sie war auch nicht aus den Augen verloren, musste aber aufgeschoben werden.  Nun trat diese Frage doch in etwas anderer Gestalt auf und ihre Lösung konnte trotz Zersplitterung der Kräfte einen Gewinn für die Seemannsmission durch Anstellung eines passenderen Arbeiters abgeben.  Demgemäß wurde der Diakon Melzer aus der rheinisch-westfälischen Pastoralgehilfen-Anstalt zu Duisburg angestellt.  Er trat sein Amt an im Oktober 1882, also etwas über ein Jahr nach Beginn der Arbeit in Hartlepool.  Zunächst behielt er seinen Wohnsitz dort, musste aber dann nach Middlesbrough übersiedeln, was leider die vorläufige Schließung des Lesezimmers in Hartlepool zur Folge hatte.

            Mitten in diesen Verhandlungen wurde die Gemeinde Sunderland von einem Schlag betroffen, der ihr Bestehen und damit auch das ganze Unternehmen, das von ihr ausgegangen war, gefährdete oder, richtiger, zu gefährden schien.  Auf dem Gemeindeeigentum — Kirche, Schule und Pfarrhaus — war eine Schuld von 800 Pfund Sterling verblieben.  Diese Summe hatte der deutsche Konsul Wiener, der die Schuld als die seinige betrachtete — inwiefern sie es tatsächlich war, gehört nicht hierher —‚ zinsenfrei vorgestreckt.  Wäre er am Leben geblieben, hätte er die Schuld jedenfalls gedeckt; so aber starb er, in den besten Jahren stehend, ganz unerwartet, und die Gemeinde musste entweder die Schuld abzahlen oder verzinsen.  Das letzte war, wie das erste, soweit die Gemeinde selbst in Betracht kam, schon deshalb ausgeschlossen, weil ihre Einnahmen durch den Wegfall des beträchtlichen Jahresbeitrags vom Konsul (25 Pfund Sterling) sowie durch die kurz zuvor erfolgte Übersiedelung eines begüterten Gemeindegliedes nach Deutschland eine empfindliche Einbuße erlitten hatte.  Die zu beschaffende Summe überstieg in anbetracht der Verhältnisse, sowie zu gewärtigender Unkosten die Schuldsumme noch um einige hundert Pfund Sterling.  Durch Gottes gnädige Hilfe war jedoch am Ende des Jahres die Not vorbei.  Es waren etwa 1.200 Pfund Sterling zusammengekommen.  Von dieser Summe hatte die Familie des verstorbenen Konsuls 300 Pfund Sterling gegeben.  Eine gegen Ende des Jahres noch fehlende Summe von etwa 150 Pfund Sterling = 3.000 Mark erhielten wir durch die Verwendung des damaligen Botschafters, des Grafen Münster, vom Kaiser.

            Das nächste Jahr (1883) brachte aber noch eine weitere Prüfung.  Es handelte sich um das Werk im Tyne-Bezirk.  Im Tagebuch des Schreibers findet sich unter dem 15. März folgende Aufzeichnung: „Konsul Eichholtz (* Deutscher Konsul in Newcastle.) kam und sagte, die Hafenmission am Tyne müsse aufgegeben werden, ebenso der Gottesdienst in Newcastle.  Ich erklärte ihm, dass ich mich dazu unter keiner Bedingung verstehen könne; ich sei aus Gewissensgründen verpflichtet, fortzufahren und würde das auch bis zum letzten Atemzuge tun.“ — Es muss hier bemerkt werden, dass das für den Tyne gebildete Komitee zwar ursprünglich, wie bereits erwähnt, alle finanzielle Verantwortlichkeit abgelehnt hatte.  Allein die Berichte mussten doch im Namen des Komitees veröffentlicht werden und da mit war eine Verantwortung stillschweigend zugegeben.  Nun hatten sich weitere Bedürfnisse gezeigt, und das nicht nur in der Seemannsmission, sondern auch in Newcastle, (* In Newcastle wurde seit Oktober 1881 einmal im Monat deutscher Gottesdienst gehalten.  Diese Einrichtung war veranlasst durch eine ziemlich große Anzahl Glasbläser, die von einer Gesellschaft für elektrische Beleuchtung zur Herstellung von Glashüllen aus Deutschland herübergebracht worden waren.  Mehrere derselben waren einige Male nach Sunderland zur Kirche gekommen.  Als der Direktor das erfuhr, veranlasste er, dass in Newcastle Gottesdienst gehalten wurde.  Der Gottesdienst fand in der dänischen Kirche statt und hatte auch bei den anderen in Newcastle ansässigen Landsleuten soviel Anklang gefunden, dass von vielen das Verlangen nach einem sonntäglichen Gottesdienst geäußert worden war.  Diese Frage wurde gerade ernstlich erwogen, als der Konsul obige Erklärung abgab.) für deren Abhilfe das Komitee schon durch den Hinweis darauf sich gewissermaßen festgelegt hatte, was namentlich der Konsul, der an der Spitze stand, fühlte. Vom rein kaufmännischen Standpunkt aus — der öfter betont wurde — betrachtet, musste die Sache etwas gewagt erscheinen, und der Schluss war: aufgeben.  Zunächst wurde diesem Schluss jedoch nicht Folge gegeben.  Die bereits ins Auge gefasste Gewinnung einer leistungsfähigeren Kraft hatte zu Anknüpfung von Verhandlungen geführt, welche die Anstellung eines Chrischonazöglings bezweckten.  Diese wurden fortgesetzt und führten zur Berufung eines als besonders befähigt bezeichneten jungen Mannes namens Hornung, dessen Anstellung nach den Regeln seiner Anstalt jedoch vor September nicht erfolgen konnte. Kaum war Hornung hier eingetroffen, als das Komitee in feierlicher Sitzung beschloss, sich aufzulösen.  Damit sollte aber auch das ganze Unternehmen aufgegeben werden, was das Komitee durch eine öffentliche Kundgebung begründen wollte.  Dies wäre in der Weise natürlich ein verhängnisvoller Schritt gewesen, der um jeden Preis verhütet werden musste. Es gelang denn auch, die Herren zu bewegen, die zu erlassende Erklärung — eine solche war ja schlechterdings nicht zu umgehen — wenigstens so abzufassen, dass der Fortbestand der Arbeit nicht ernstlich gefährdet wurde.  Die Herren erklärten sich dann auch sogar noch bereit, als einzelne Personen ihre bisher geleisteten Beiträge zunächst weiter zu zahlen.  So wurde denn in dankbarem Vertrauen auf Gott die Arbeit fortgesetzt.  Im April 1884 kam ein neues Komitee zustande.  Der Konsul hatte aus freien Stücken die Hand dazu geboten.  Die Seemannsmission auf der ganzen bis jetzt besetzten Küstenstrecke, wo jährlich 18.000 deutsche Seeleute verkehrten, war inzwischen in mehreren Beziehungen wesentlich gestärkt worden.

 

Hilfe aus Deutschland

Der Zentral-Ausschuß und die Seemannsmission

So erfreulich die bisher erzielten Erfolge auch waren, so tat doch weitere Hilfe not, um den Anforderungen gerecht zu werden.  Abgesehen von Sunderland bestand nun auch für die ansässigen Stammes- und Glaubensgenossen in Shields, Middlesbrough und Neweastle gottesdienstliche Versorgung.  Der Stimme der Not hatte gehorcht werden müssen.  Neben den Gottesdiensten handelte es sich natürlich auch um Amtshandlungen.  Die Zahl der auf diesem Nordostküstenstrich verkehrenden deutschen Seeleute belief sich nach konsularischen Berichten auf mindestens 18.000.  Dazu kamen noch die auf englischen Schiffen fahrenden, die erst recht der Fürsorge bedurften.  Ihre Zahl war beträchtlich, obgleich sie damals bei weitem nicht die heutige Höhe erreicht hatte.  In dieser umfangreichen Arbeit zu Wasser und zu Lande standen drei Arbeiter: ein Pastor und zwei Laien.  Die Seeleute kamen keineswegs erst in zweiter Linie in Betracht, im Gegenteil; aber die Kräfte reichten für die vorliegenden Bedürfnisse bei weitem nicht aus.  Weitere Hilfe war not.  Und nicht allein hier  In anderen Hafenplätzen Großbritanniens sollten die Seeleute versorgt werden.  Die Sache war schon verschiedentlich auf der Konferenz der deutschen Pastoren in Nordengland, die seit 1878 bestand, zur Sprache gekommen.  In Liverpool hatte Pastor Krüsmann, der dort seit Dezember 1881 an der deutschen Gemeinde stand, dahin gewirkt, dass „endlich auch ein lange gehegter und oft ausgesprochener Wunsch der Gemeinde durch die Anstellung eines Stadtmissionars in Erfüllung“ ging, indem im Oktober 1883 ein Bruder aus dem Rauhen Hause als „Gemeindehelfer Hafen- und Auswanderer-Missionar“ angestellt wurde. (* Fünfunddreißigster Jahresbericht über die deutsche evangelische Kirche zu Liverpool für das Jahr 1883.) Aber sonst? — Auf der im Dezember 1882 in Bradford abgehaltenen Konferenz war der Beschluss gefasst worden, ein von allen Konferenzmitgliedern — sämtliche Pastoren in England außerhalb Londons unterzeichnetes Gesuch um Unterstützung der Seemannsmission an den evangelischen Ober-Kirchenrat in Berlin zu richten.  Dieser Beschluss gelangte indessen nicht zur Ausführung, weil weitere Erkundigung ergab, dass diese Behörde nicht zuständig sei.  Schreiber dieses hatte sich im Februar 1883 an den Direktor der Diakonen-Anstalt in Duisburg, Pfarrer Engelbert, mit der Bitte um Auskunft darüber gewandt, welche Wege wohl einzuschlagen seien, um in Deutschland Hilfe für die Seemannsmission zu gewinnen.  Nach drei Monaten, 15. Mai, kam die Antwort.  Nachdem Engelbert gesagt, dass der Ober-Kirchenrat nach seinem Dafürhalten hier wohl nicht in Betracht komme, fuhr er fort: „Deshalb bin ich der Meinung, es gehöre diese Mission vornehmlich in das Gebiet des Zentral-Ausschusses für die Innere Mission der deutschen evangelischen Kirche, zumal es sich weniger um eine Arbeit der organisierten Kirche, als der freien Liebestätigkeit in derselben handelt.  Aus diesem Grunde habe ich schon im Herbst 1881 bei dem Kongress für Innere Mission in Bremen und zwar bei Gelegenheit der Besprechung der Antwerpener Angelegenheit den Zentral-Ausschuss hierauf als auf seine Pflicht aufmerksam gemacht.  Aber ohne Erfolg.  Jetzt infolge Ihrer neuerdings gegebenen Anregung habe ich in voriger Woche bei meiner Anwesenheit in Berlin hierüber sowohl Herrn von Meyeren, dem Vizepräsidenten des Zentral-Ausschusses, als dem Präsidenten des Ev. Ober-Kirchenrates, Exz. Dr. Hermes, Vortrag gehalten.  Ich fand zu meiner Freude freundliches Gehör, und Herr von Meyeren versprach mir, die Sache in die Hand zu nehmen und sich mit dem Ev. Ober-Kirchenrat dieserhalb in Verbindung zu setzen.“  Engelbert riet sodann, umfassendes Material zu sammeln und ihm zuzustellen.  Dies war nun vorderhand nicht möglich, weil Schreiber dieses eben im Begriff stand, wegen seiner stark angegriffenen Gesundheit eine Erholungsreise anzutreten.  Diese führte ihn nach Bremen auf das Landgut des bekannten Fräuleins Kühlenkampf, wo er mit Pastor Cuntz zusammentraf und Gelegenheit hatte, mit diesem die Angelegenheit der deutschen Seemannsmission zu besprechen.  Er machte auch die Bekanntschaft eines Mitgliedes des Zentral-Ausschusses in der Person des Landgerichtsdirektors Carstens, der bereitwilligst versprach, sich der Sache beim Zentral-Ausschuss für Innere Mission, der auch nach seiner Meinung die zuständige Stelle sei, anzunehmen.  Auf ein an den geschäftsführenden Sekretär, Prediger Oldenberg, zunächst persönlich gerichtetes Schreiben kam eine wenig verheißungsvolle Antwort, aber daran mag das Schreiben schuld gewesen sein, indem es bereits eine Kenntnis der Sache voraussetzte — wozu immerhin, wie aus dem Vorhergehenden ersichtlich, Gründe vorlagen —‚ die noch nicht vorhanden war.  Es folgte dann eine durch eingehende Darstellung begründete Eingabe an den Zentral-Ausschuss für Innere Mission, die nicht erfolglos blieb.  Da das Schreiben des Zentral-Ausschusses für Innere Mission geschichtliches Interesse hat, folge es hier im Wortlaute.  Es ist datiert vom 26. November 1883. „Euer Hochehrwürden theilen wir auf Anlass Ihres gefälligen Schreibens vom 15. vor. Mts. hierdurch mit, dass wir die von Ihnen uns nahe gelegte Angelegenheit in ernstliche Erwägung gezogen haben.  Nach Lage der Verhältnisse sind wir freilich außer Stande, zur Fortführung Ihrer Wirksamkeit unter den deutschen Seeleuten Ihnen eine Hülfe aus unsern Mitteln darzubieten, denn dieselben sind verhältnismäßig sehr gering, bestehen nur aus freien Beiträgen, die uns speciell für unsere eigene Thätigkeit zur Verfügung gestellt sind und sind zur Fortführung derselben kaum hinreichend.  Das konnte uns aber nicht abhalten, der wichtigen Angelegenheit unsere Aufmerksamkeit zuzuwenden und wir werden thun, was uns möglich ist, um für dieselbe in Deutschland Theilnahme und Opferwilligkeit zu erwecken.  Es erscheint uns dabei nothwendig, nicht nur auf diejenigen Hafenplätze Englands, welche von Ihrer und Ihrer nächsten Mitarbeiter Thätigkeit berührt werden, die Aufmerksamkeit zu lenken, sondern gleichzeitig auf alle diejenigen, in welchen die gleichen Notstände und Bedürfnisse vorhanden sind.  Wir haben deswegen einleitende Schritte gethan, um den bezüglichen Stand der Dinge zu ermitteln und an die Pastoren Wagner in London und Pfeiffer in Hull die Bitte gerichtet, mit Ihnen gemeinsam dieser Angelegenheit sich anzunehmen, alle in englischen resp. schottischen Hafenstädten stationierte deutsche evangelische Geistliche mit in das Interesse zu ziehen, (* Das war bereits, wie oben erwähnt, in den Pastoralkonferenzen geschehen.) den beifolgenden Fragebogen zu baldiger Beantwortung an Sie gelangen zu lassen, eventuell auch in Erwägung zu ziehen, ob nicht eine persönliche Beratung derselben herbeigeführt werden kann. (*  In Bradford, wo die Pastoralkonferenz 1882 — vergl. S. 108 — stattfand, auf der die Seemannsmission in eingehendster Weise zur Verhandlung gelangte, war auch beschlossen worden, für das nächste Jahr, und zwar um Pfingsten, eine mit Einschluss der Londoner Geistlichen zu veranstaltende Konferenz in London in Aussicht zu nehmen.  Für diesen Beschluss sprach nicht zum mindesten die Fürsorge für Seeleute. Der Versuch scheiterte an Schwierigkeiten, die sich in London erhoben.  Londoner Schwierigkeiten hemmten auch später noch, wie wir sehen werden, den Gang der Dinge.)  In solcher Weise hoffen wir eine vollständige und zuverlässige Uebersicht über die Lage der deutschen Seeleute resp. Auswanderer in England zu gewinnen und auf Grund derselben weitere Schritte thun zu können.  Möchten Sie in der Fortführung Ihrer Thätigkeit nicht ermüden, und den von uns eingeleiteten durchaus notwendigen Vorbereitungen Ihre Mitwirkung nicht entziehen! Voraussichtlich werden die vorhin genannten Geistlichen sich baldigst, wie wir sie darum gebeten haben, mit Ihnen in Verbindung setzen.“  Das Schreiben trägt die Unterschrift des damaligen Vizepräsidenten, Herrn von Meyeren.  Nachdem der Zentral-Ausschuss für Innere Mission in einem weiteren Schreiben vom 9. Februar 1884 mitteilte, dass er Schritte getan, in den kirchlichen Kreisen Norddeutschlands Interesse für die Seemannsmission zu erwecken und Mittel zu gewinnen, auch in Aussicht genommen habe, die in Betracht kommenden amtlichen Stellen um Förderung der Fürsorge für deutsche Seeleute zu bitten, kam bald darauf als erste Hilfe eine Sendung Schriften für die Lesezimmer und zur Verteilung an Bord.  Gleichzeitig hatte der Zentral-Ausschuss für Innere Mission sich an die, ihm verbundenen Provinzial und Landesvereine gewandt, und ihnen ein Promemoria vorgelegt, das auch durch die Fliegenden Blätter des Rauhen Hauses (1884, Nr. 4) in weitere Kreise drang.  Das Promemoria gab die soweit eingegangen Mitteilungen bekannt.  Den einleitenden Bemerkungen entnehmen wir folgende Stelle: „Die deutsche Nation ist zum Bewusstsein einer Verpflichtung für ihre Seeleute noch nicht erwacht.  Die evangelischen Landeskirchen gedenken ihrer noch kaum.  Deutschland wird nach dieser Seite von dem Nationalbewusstsein und der kirchlichen Aktion anderer Nationen zum Schaden unserer seefahrenden Bevölkerung

und zur Beschädigung des deutschen Namens weit überflügelt.“  Diese Stelle schlug den rechten Ton an und beweist, dass der Zentral-Ausschuss für Innere Mission die Sachlage völlig überblickte.  Um für die in Aussicht genommene Erlangung finanzieller Beihilfen von Behörden gesicherte Unterlagen zu gewinnen, verlangte und erhielt der Zentral-Ausschuss für Innere Mission vom Schreiber noch eingehende Angaben über die zunächst dringendsten Einrichtungen nebst Kostenanschlägen.  Sodann teilte er diesem mit, (* Schreiben vom 26. April 1884.) dass eine Vortragsreise in Norddeutschland geplant werde; diese habe jedoch eine Rundreise durch die hauptsächlich in Betracht kommenden Hafenorte Großbritanniens zur Voraussetzung, um auf diese Weise die vorhandenen Bedürfnisse genau zu ermitteln.  Die mit diesem Unternehmen verbundenen Unkosten nehme der Zentral-Ausschuss für Innere Mission auf sich. (*  Der preußische Kultusminister gewahrte dazu eine Beihilfe von 1.000 Mark.) Es wurde auch eine vorherige Einberufung einer Konferenz derjenigen deutschen Geistlichen in England und Schottland, welche für die deutsche Seemannsmission einen besonderen Beruf hätten, angeregt und empfohlen, London als Versammlungsort in Aussicht zu nehmen. (* Von London war immer noch keine Nachricht eingegangen.) Ferner wurde Schreiber dieses gefragt, ob er in der Lage sei, die geplanten Reisen zu unternehmen.  Dieser erklärte sich bereit, die Rundreise durch die britischen Häfen, sowie Vorträge in Hamburg und Bremen zu übernehmen.  Mehr erlaubten ihm seine dienstlichen Pflichten zunächst nicht.  Auch die Einrichtung einer Konferenz in London sagte er zu und riet, der Zentral-Ausschuss für Innere Mission möchte seine Bemühungen in dieser Richtung dadurch unterstützen, dass er an den Botschafter, Grafen zu Münster, den Generalkonsul, Geheimen Legationsrat Jordan, den Senior der deutschen Geistlichen, Hofprediger D. Wallbaum in London u. a., an die er sich mit der Bitte um Beteiligung wenden wolle, in gleichem Sinne schreibe.  Dies geschah auch.  Der Botschafter, den der Schreiber gebeten hatte, das Präsidium bei der geplanten Konferenz zu übernehmen, antwortete ihm, er sei mit dienstlichen Geschäften so überhäuft, dass seine persönliche Beteiligung an den Beratungen zu seinem lebhaften Bedauern ganz ausgeschlossen sei und fügte hinzu: „Ich möchte aber diesen Anlass nicht vorübergehen lassen, ohne Ihnen ausdrücklich zu sagen, dass ich ganz mit Ihnen darin übereinstimme, dass für das Wohl und die sittliche Pflege unserer deutschen Seeleute noch Manches geschehen könnte, und die Versicherung zu wiederholen, dass es mir eine Genugtuung sein wird, die darauf zielenden Bestrebungen auch meinerseits zu unterstützen.  Euer Hochehrwürden darf ich ganz ergebenst ersuchen, den Zentral-Ausschuss für die Innere Mission in Berlin von Vorstehendem gefälligst in Kenntnis setzen zu wollen.“ — Der Generalkonsul stellte seine Beteiligung in Aussicht.  Weitere Antworten blieben aus und damit wurde der Plan einer Konferenz vor der Rundreise durch die Hafenstädte, da nun bereits der Juli herbeigekommen war, hinfällig.  Da der Beistand der deutschen Konsuln in den betreffenden Städten dem Schreiber für die Erreichung seines Zweckes wünschenswert erschien, bat er den Generalkonsul, dieselben darum zu ersuchen, was auch sofort geschah.  Diese Maßnahme erwies sich in der Folge noch bedeutend wertvoller, als anfänglich angenommen worden war...

Das Generalkomitee für deutsche evangelische Seemannsmission in England und Wales.

             Die Bemühungen, in London eine Konferenz zustande zu bringen, waren völlig in Stillstand geraten, da die betreffenden Herren beharrlich schwiegen.  Auch die Rundreise durch die englischen Hafenorte musste daher ohne eine ihr voraufgegangene Konferenz ausgeführt werden.  Die Reise führte den Verfasser natürlich auch nach London und gab Gelegenheit zu persönlicher Rücksprache.  Graf Münster hielt eine Konferenz in Sachen der Seemannsmission für ratsam und stellte seine Beteiligung, wenn ihm solche möglich sei, in Aussicht. (*  Scherzweise sagte er noch, es sei auch ganz gut, wenn wir Pastoren dabei nicht allein wären; wir würden uns dann nicht zanken.)  D. Walbaum sagte: „Wir haben beschlossen, diese Sache an uns herankommen zu lassen,“ was sehr bezeichnend für die Stellung der Herren zur Sache war, erhob im übrigen allerlei Bedenken und ließ keinen Zweifel darüber bestehen, dass auf eine Förderung der Seemannsmission aus Londoner Kreisen, zunächst wenigstens, sehr wenig Aussicht sei.  Walbaums Ansicht und Meinung war da durchaus maßgebend und es wäre ein völlig vergebliches Unternehmen gewesen, dagegen anzugehen, selbst wenn nicht schon Rücksichten anderer Art das als höchst unangebracht erscheinen lassen mussten.  Das einzig Richtige war, die weitere Entwicklung der Dinge abzuwarten, obgleich die offenkundige Notlage unserer Seeleute gerade in London baldige Maßnahmen zu ihrer Abhilfe, die sich, wie angenommen werden durfte, aus der geplanten Konferenz ergeben hätten, wünschen ließen. (* Es ist hier ein Wort der Erklärung nötig, damit beim Leser kein falsches Bild von Walbaum entsteht.  Walbaum, dem ich persönlich sehr zugetan war, genoss infolge seiner langjährigen — er stand damals kurz vor seinem 50jährigen Jubiläum — höchst segensreichen Tätigkeit in weiten Kreisen Londons ein hohes Ansehen und sein Einfluss war ganz bedeutend.  Als Hofprediger hatte er Beziehungen zur Königin, die viel auf ihn hielt, und zur königlichen Familie. Seinen Einfluss aber stellte er in den Dienst einer umfangreichen Fürsorge für die deutsche Bevölkerung Londons, in dem er bis ins hohe Alter hinein mit erstaunlicher Frische tätig war.  Ich nenne hier nur das deutsche Hospital, dessen Gründung ihm in nicht geringem Maße zu verdanken ist, die Wohltätigkeitsgesellschaften zur Unterstützung Armer und die Stadtmission mit ihrer freien Schule für die Kinder unbemittelter Landsleute, Veranstaltungen, bei denen er überall an der Spitze stand.  Auch die kirchlichen Nöte der Provinz, soweit sie ihm nahe gebracht wurden, fanden in ihm einen freundlichen Berater und Helfer.  Es war natürlich keine Kleinigkeit, die Mittel für die deutschen Wohlfahrtseinrichtungen in London, die auch sonst noch recht große Ansprüche an die Zeit und Kraft der deutschen Geistlichen richteten, zu beschaffen.  Man kann es daher begreifen, dass Walbaum, der als Senior die Geistlichen repräsentierte, vor einer neuen Aufgabe mit erheblichen Anforderungen, die er, nebenbei bemerkt, gar nicht recht überblicken konnte, zurückschreckte und einstweilen passiven Widerstand zeigte.  Wenn auch hierin vielleicht eine kleine Schwäche erkannt werden sollte, so kann die doch den großen Verdiensten und dem Andenken dieses Mannes keinen Abbruch tun.)  Die Besatzung der deutschen Schiffe in London während des Jahres 1883 betrug 16.034.  Da eine beträchtliche Anzahl deutscher Seeleute auf fremden, namentlich englischen Schiffen fuhren, die sich kürzere oder längere Zeit zwischen den Reisen an Land aufhielten, konnte mit Sicherheit angenommen werden, dass mindestens 3.000 deutsche Seeleute im Laufe des Jahres in den Matrosenherbergen (Boarding Houses) verkehrten.  Desertionen gehörten zu den täglichen Erscheinungen, und meistens waren es jüngere Leute, Matrosen und Leichtmatrosen, die den Verlockungen der Schlafbaase erlagen, um dann, nachdem sie ihrem Schlafwirt schwer verschuldet waren, auf fremde Schiffe verschachert zu werden.  Dass von diesen ein bedeutender Teil ihren Familien und dem Vaterlande verloren ging, liegt auf der Hand.  Aber auch die, welche nicht von ihren Schiffen wegliefen, erlitten häufig durch Schankwirte und Dirnen während ihres Landurlaubs schweren Schaden an Gut und Blut.  Und Gegenmaßregeln zum Schutz unserer Seeleute waren nicht vorhanden.

            In den Bereich der Rundreise kamen noch die Häfen am Bristol-Kanal, Cardiff, Swansea, Newport, Bristol, Gloucester, sowie Liverpool und Hull.  Der in Cardiff bestehenden Veranstaltung ist schon oben, (S. 99), Erwähnung geschehen, und es braucht hier nur noch gesagt zu werden, dass sie schon für Cardiff, abgesehen von ihrer Art, nicht genügte, und dass die anderen Hafenplätze unversorgt waren.  Der Plan, Komitees für deutsche evangelische Seemannsmission in diesem Bezirk zu bilden, fand Entgegenkommen und gewann feste Gestalt.  Dasselbe galt von Hull, wo Pastor F. Pfeiffer, der die Seemannsmission auf Öfteren Besuchen in Sunderland schon kennen gelernt hatte, sich der Sache warm annahm.  Die Stellung der Huller Gemeinde zur Sache ist bemerkenswert, weil sie auch für andere Gemeinden Bedeutung hatte.  In einer Versammlung, die einzurichtende Seemannsmission betreffend, die im „Schulzimmer der deutschen lutherischen Kirche den 3. Sept. 1884“ stattfand, wurde beschlossen: „Das Bedürfnis der Anstellung eines Seemannsmissionars sowie der Errichtung eines Lesezimmers für die Seeleute in der Nähe des Victoria-Dock ist vorhanden mit Rücksicht 1. auf die Anzahl der den hiesigen Hafen besuchenden deutschen Seeleute, welche, mit Abzug der auf deutschen Dampfern, die am Sonntag hier nicht gegenwärtig sind, (*  Dies waren Passagierdampfer, die in Hull an einem Wochentag ankamen und vor Sonntag wieder abfuhren.) sowie auf englischen Schiffen und Fischerbooten befindlichen Anzahl deutscher Seeleute, sich auf jährlich ca. 2000 beläuft, (*  Die deutschen Seeleute auf englischen Schiffen und Fischereibooten kamen jedoch — dies war den Herren noch nicht geläufig — ebenfalls in Betracht.)  2. auf die hiesigen lokalen Verhältnisse, deren Schwierigkeit in dem Mangel an Zeit, Kraft und Geld seitens des Pastors, in der großen Entfernung der Kirche von dem Victoria-Dock, in dem hauptsächlich die deutschen Schiffe anlegen, endlich in dem schlechten Einfluss der hiesigen deutschen Gesellschaft, in welcher die Seeleute verkehren,besteht.“  Folgende Bedenken gegen Errichtung der geplanten Seemannsmission wurden erhoben: „1. dass dadurch das Interesse der Deutschen und Engländer für das Wohl der deutschen Kirche geschädigt, und die Kirche infolgedessen einen pekuniären Nachteil erleiden würde — 2. dass der Seemannsmissionar nur im Sommer hinreichende Beschäftigung in hiesigen Häfen finden dürfte, aber nicht im Winter; dies um so mehr, als Grimsby und Goole trotz Anregung und Einladung, sich an der Seemannsmission zu beteiligen, kein Interesse dafür an den Tag gelegt haben (*  Harms wollte, was auch später geschah, Grimsby und Goole mit Hull zu einem Arbeitsgebiet verbinden und hatte Grimsby auch besucht.) — 3. dass die Kosten von 110 Pfund Sterling, welche die Seemannsmission voraus sichtlich jährlich erfordern würde, hier nur eine Deckung von 15 bis 20 Pfund Sterling voraussichtlich finden würden.“ — Endlich wurde ein ständiges Komitee zur Seemannsmission gewählt, zu dessen ständigen Mitgliedern der jedesmalige Konsul und Pastor ernannt wurden. (*  Abschrift der nach Sunderland eingesandten Abschrift des Protokolls.  Pastor Pfeiffer sagte in seinem Begleitschreiben: „Du wirst nicht sehr davon erbaut sein, aber doch zugeben, dass man auf das Urteil der mit den hiesigen Verhältnissen genau bekannten Männer etwas geben darf“)

            In Liverpool war, wie wir bereits gesehen haben, wieder ein Stadtmissionar angestellt worden, der sich auch der Seeleute anzunehmen hatte.  Die englische Gesellschaft zur Schriftverbreitung unter fremden Seeleuten hatte für das dortige Flussgebiet einen Deutschen angestellt, der mit dem Stadtmissionar unter den deutschen Seeleuten Hand in Hand arbeitete, soweit ihm das möglich war.  Liverpool war damals für die deutsche Schifffahrt immer noch ein bedeutender Hafen.  Als zweitgrößte Seestadt Englands traf man dort neben den Besatzungen deutscher Schiffe eine große Zahl deutscher Seeleute auf englischen Schiffen an. Da viele Schiffe von großer Fahrt dort ankamen und häufig Abmusterungen stattfanden, bei denen die Seeleute meist größere Summen ausgezahlt erhielten, wurde dort gewöhnlich längerer Landaufenthalt genommen.  Dementsprechend gab es denn dort auch viele Matrosenherbergen, Matrosenkneipen, Tanzböden usw., die dem Seemann reichlich Gelegenheit boten, sein Geld los zu werden, was in manchen Fällen nach wenigen Tagen schon bewerkstelligt und erlitten war.  Nun waren freilich zwei große und vorzüglich eingerichtete englische Seemannsheime vorhanden, die auch Seeleuten anderer Nationalität offen standen.  Ein Besuch dieser Helme ergab jedoch, dass sie bei weitem nicht in dem Maße benutzt wurden, als man hätte erwarten können.  Die Verwalter sagten, viele englische Seeleute zögen andere Unterkunft vor; fremde Seeleute, namentlich deutsche, kämen in nur sehr geringer Zahl hin.  Einen Grund für diese Erscheinungen wussten sie nicht anzugeben. (*  Abgesehen davon, dass mancher Seemann in Saus und Braus leben will, wenn er an Land kommt, dürfte ein Grund der mangelhaften Benützung dieser Heime ihre Größe sein.  Es sind Massenanstalten in denen der Seemann sich in keiner Weise heimisch fühlt.  Er sieht sich von einer Zahl Beamten umgeben und das erinnert ihn zu sehr an die Verhältnisse an Bord, was er bei seinem Landaufenthalt unliebsam empfindet.  Die Schlafvorrichtungen sind auch heute noch zum Teil denen an Bord nachgebildet, was, wie leicht begreiflich, ein Fehler ist.  Bei deutschen, überhaupt nichtenglischen Seeleuten kommt noch hinzu, dass sie von englischen Seeleuten nicht gern gesehen werden.  Wenn heute auch viele dem englischen Seemannsverband der sie damals — er war eben gegründet — durch eine exorbitante Eintritts-Zahlung so gut wie ausschloss, angehören, so ist die Sachlage doch wesentlich die gleiche geblieben, weil die Zahl fremder Seeleute auf englischen Schiffen stetig zugenommen hat.  Der Umstand, das Reeder und Kapitäne fremde Seeleute vielfach ihren eigenen Landsleuten vorziehen, ist natürlich geeignet, die Abneigung zu verschärfen.  Dass da der deutsche Seemann bei seinem Landaufenthalt keine Lust hat, näheren Umgang mit englischen Kameraden aufzusuchen, ist erklärlich.  Sodann hat er doch auch Verlangen, mit Landsleuten umzugehen.  Die deutschen Matrosenherbergen waren daher auch immer stark besetzt.) Die Einrichtung eines deutschen Seemannsheims in Liverpool erschien demnach, was auch sonst noch wünschenswert sein mochte, als dringendes Bedürfnis. Überhaupt fand die schon früher gewonnene Erkenntnis der Notwendigkeit von Seemannsheimen als wesentlicher Bestandteil der deutschen Seemannsmission durch die umfangreicheren Beobachtungen auf dieser Rundreise die weitgehendste Bestätigung. (*  Um nicht noch einmal auf diesen Gegenstand zurückkommen zu müssen, sei hier gleich festgestellt, dass die deutsche Seemannsmission die erste war, die diesen Grundsatz annahm und durchführte.  In den letzten Jahren erst haben drei englische Seemannsmissionen Seemannsheime in London eingerichtet.  Die englischen Seemannsheime stehen sonst mit der Seemannsmission nicht in Verbindung.  Sie sind Wohlfahrtseinrichtungen humanitärer Art.  Eine sittliche Beeinflussung, soweit sich solche nicht aus der Veranstaltung an und für sich ergibt, liegt nicht innerhalb ihres Rahmens.  Zur geistigen Anregung Sind gute Büchereien vorhanden.  Auch ist Geistlichen der Zutritt gestattet.  Das aber die englischen Seemannsmissionen es für nötig halten, Seemannsheime einzurichten, ist gewiss für die Beurteilung der anderen Seemannsheime nicht ohne Bedeutung.)

            Wie es in Schottland geschehen war, wurde auch gleich für England und Wales ein Zusammenschluss der einzelnen Komitees zu einer Gesamtheit in die Wege geleitet und in Rücksichtnahme auf London wie auf die Sache selbst Liverpool als Ort und der Februar 1885 als Zeitpunkt der hierzu nötigen Versammlung in Aussicht genommen.

            Auf einen eingehenden Bericht (* Der Bericht wurde im Januar 1885 von dem Zentral-Ausschuss veröffentlicht: „Deutsche Seemannsmission. Zweite Nachricht des Zentral-Ausschusses für die Innere Mission der deutschen ev. Kirche.“) an den Zentral-Ausschuss für Innere Mission antwortete dieser unter dem 5. November 1884 u. a.: „Es ist uns überaus erfreulich, dass Sie auf Ihrer Reise nicht nur die bezüglichen Thatbestände zuverlässig ermittelt haben, sondern zugleich an mehreren Stellen die Begründung von Lokal-Comitees herbeigeführt oder vorbereitet, und zu einer organischen Verbindung der schottisclien Comitees, wie sie in der Conferenz zu Edinburgh zu Stande gekommen ist, den Anlaß gegeben haben.  In die von ihr gemeinsam mit uns zu eröffnende Thätigkeit treten wir mit Zuversicht ein und haben von ihr auch dem Präsidenten des General-Comitees, Herrn Consul Lietke in Glasgow, soeben einen schriftlichen Ausdruck gegeben.  Wir bitten Sie, alles zu thun, was

  in Ihren Kräften steht, um auch in England eine Verbindung der Lokal-Comitees zu Stande zu bringen und für diesen Zweck eine Conferenz, wenn sie in London für jetzt nicht möglich ist, in Liverpool herbeizuführen. Was in unsern Kräften steht, werden wir thun, um Ihre Bemühungen und die der Lokal-Comitees zu unterstützen. .. Inzwischen thun wir weitere Schritte, um für die Seemannsmission in Deutschland thätiges Interesse zu er­wecken."

Die geplante Konferenz kam am 25. Februar 1885 in Liverpool glücklich zustande. (* Für die Wahl Liverpools als Ort der Konferenz sprachen sachliche Gründe, von denen hier nur genannt seien die Bedeutung Liverpools als zweitgrößter Hafenstadt Englands und das Verständnis, das in der dortigen deutschen Gemeinde für die Sache vorhanden war, verbunden mit der Bereitwilligkeit des Kirchenvorstandes, sie zu fördern. Der Plan, die Kon­ferenz dorthin zu berufen, fand freundliches Entgegenkommen seitens des Vorstandes, der die Einladung des Verfassers durch eine Sondereinladung unterstützte und sämtliche örtliche Vorbereitungen und Kosten übernahm. Dass Pastor Krüsmann sich der Angelegenheit eifrigst annahm, soll hier nicht unerwähnt bleiben. Mit besonderer Dankbarkeit gedenkt der Verfasser sodann noch der wertvollen Hilfe der Familie Springmann, zu der er lang­jährige Beziehungen hatte. Neben dem Vater, Emil Springmann, war auch einer der Söhne, Paul Springmann, im Kirchenvorstand)  Der Botschafter, Graf Münster, war ersucht worden, den Vorsitz zu übernehmen, war aber leider nicht in der Lage, der an ihn ergangenen Bitte zu entsprechen. Er bezeugte in einem sehr warm gehaltenen, für die Sache höchst wertvollen Schreiben aufs neue sein „ungeteiltes Interesse" an „diesem Werke christlicher Liebe in der zuversichtlichen Hoffnung, dass die Konferenz zu einem ihren Zweck möglichst fördernden Abschluss gelangen möge!" (* Es ist ja hier nicht der Platz, die Verdienste des Grafen, späteren Fürsten Münster um das deutsche ev. Kirchenwesen, sowie deutsche Wohl­fahrtsbestrebungen in England während seiner Botschafterzeit in London zu würdigen. Das kann aber den Verfasser nicht abhalten, an dieser Stelle in herz­licher Dankbarkeit das Andenken eines Mannes zu ehren, der ihm mit allzeit gleicher Güte und Leutseligkeit in schwierigen Aufgaben und trüben Zeiten mit Rat und Tat geholfen hat und das nicht zum mindesten in Angelegenheit der deutschen Seemannsmission.)  Es waren zur Konferenz 18 Abgeordnete, darunter 10 aus Liverpool und 8 von auswärts, erschienen. (* Es waren dies aus Liverpool: die Herren Pastor ein. Hirsch, Pastor Krüsmann, Konsul Bahr, Vizekonsul Meyer, die Kirchenvorsteher Barendt, Meister und Paul Springmann, Kaufmann E. Springmann, Schiffsmakler Darmer und Dr. jur. Dettenborn, ferner aus Bradford: Pastor Just, aus Hull: Pastor Pfeiffer, aus Middlesbrough: Konsul Müller, Newcastle: Konsul Eich­holtz, Cardif: Vizekonsul Grasdorff und H. Schmutz, Sunderland: Konsul Meier und Pastor Harms.)  19 Auswärtige waren eingeladen, von denen 7, die aus ver­schiedenen Gründen nicht kommen konnten, sich entschuldigt und 4 überhaupt nicht geantwortet hatten. Nachdem Pastor Pfeiffer aus Null ein Gebet gesprochen, eröffnete Pastor Krüsmann die Konferenz, indem er die Versammelten namens des Kirchenvor­standes begrüßte. Schreiber dieses hielt darauf einen Vortrag über deutsche Seemannsmission, dessen Gedankengang durch folgende Thesen hier wohl genannt werden darf

„1. Die Fürsorge für unsere Seeleute in religiös-sittlicher wie auch in materieller Hinsicht ist nicht nur wünschenswert, sondern notwendig.

2. Es ist Pflicht unsrer evangelischen Kirche, auch ihre see­fahrenden Söhne mit dem Brod des Lebens, mit den Gnadenmitteln, die sie in Wort und Sakrament besitzt, zu versorgen.

3. Da die Erfüllung dieser Pflicht mehr den Charakter der Innern Mission als den der parochialen Gemeindepflege trägt, und die kirchlichen Behörden als solche hier möglicherweise inkompetent sein dürften, so muss die Kirche in den Vereinen für Innere Mission und in ihren Gliedern überhaupt in dieser Sache angegangen werden.

4. Aber auch der Staat kommt hier in Betracht, weil derselbe bei der materiellen Schädigung, welche der Seemann namentlich im Auslande erleidet, sowie bei dem Ablaufen solcher von den Schiffen interessiert ist. Es wäre daher auch Pflicht der Regierung, sich in materieller Hinsicht der Seeleute anzunehmen resp. die zur Pflege der Seeleute zu treffenden Maßnahmen zu unterstützen.

5. Solche Maßnahmen wären Anstellung von Geistlichen und Missionaren, Verbreitung der Heiligen Schrift, von Traktaten etc., Ein­richtung von Seemannshäusern und, wo die nicht tunlich, von Lese­zimmern."

Von mehreren Seiten wurde die schwere Gefährdung der See­leute durch tatsächliche Vorkommnisse beleuchtet, so besonders von Pastor Krüsmann, der vor kurzem erst neben einem Seemann, der in Gesellschaft liederlicher Frauenzimmer zum Mord geführt worden war, auf dem Schaffott gestanden und ferner mitteilte, dass ein anderer deutscher Seemann sich dort vor 14 Tagen auf offener Straße in verworfener Umgebung, wo ihm 65 Pfund Sterling (1300 Mark) gestohlen worden waren, erschossen hatte. Auch Pastor Pfeiffer schilderte die Zustände in Hull und hob besonders hervor „die Verbreitung von deutschen öffentlichen Dirnen und schlechten Häusern, die in erschreckendem Maße ihr Wesen treiben, und die den deutschen Namen in dein Urteil der ganzen Stadt geschändet haben und schänden. Unter den verschiedenartigsten und unschul­digsten Vorwänden und Vorspiegelungen werden die Seeleute, be­sonders die jungen, unerfahrenen in ihre Netze gezogen." In Hull sei die Errichtung eines Lesezimmers, sowie die Anstellung eines deutschen Hafenmissionars dringend notwendig. Das Vorhandensein ernster Gefahren der Seeleute in den Häfen wurde von den Konsuln bestätigt. Somit war dem Antrag, dass die in der Versammlung ver­tretenen Lokalkomitees sich zu einem „Generalkomitee für deutsche evangelische Seemannsmission in England und Wales" zusammenschließen, der Weg bereitet…­ 


Die deutsch-lutherische Seemannsmission

            Wie die lutherische deutsche Seemannsmission ins Leben trat, haben wir bereits berichtet. (* Vergl. S. 125 II.)  Es erübrigt jedoch, das dort Gesagte in einigen Punkten zu ergänzen, ehe wir das Arbeitsgebiet dieser Seemannsmission weiter kennen lernen, und der erste in Betracht kommende Punkt ist d i e Zusammensetzung des „Komitees zur kirchlichen Versorgung der deutschen Seeleute im Auslande“, die sich noch nicht ohne weiteres aus dem Beschluss der Delegiertenversammlung in Hannover, zu dem die vertretenen Vereine nun Stellung nehmen mussten, ergab.  Es waren auf dieser Versammlung auch nicht alle Vereine, auf die eventuell gerechnet werden konnte, vertreten gewesen.  Da die Seemannsfürsorge von vornherein, sobald diese Frage aufgetaucht war, Gegenstand der Besprechung auf den Konferenzen der verbündeten lutherischen Vereine für Innere Mission gewesen war und nach Beschluss einer solchen Konferenz die zur Beratung der Seemannsfürsorge nötige Delegiertenversammlung angesetzt worden war, konnte von vornherein angenommen werden, dass die Seemannsmission von diesen Vereinen als gemeinsam zu betreibende Sache angesehen und behandelt werden würde.  Auf wen dieser durchaus richtige Gedanke zurückzuführen ist, ist aus dem zur Verfügung stehenden Material nicht ersichtlich, dass aber seine Umsetzung in die Tat hauptsächlich neben dem Einfluss des Abtes D. Uhlhorn der klarblickenden zielbewussten Tatkraft des damaligen Schriftführers des Evangelischen Vereins in Hannover, Pastor. Petri, zu verdanken ist, darüber kann kein Zweifel herrschen.  Nachdem in dem ersten von dem Komitee zurkirchlichen Versorgung der deutschen Seeleute im Auslande veröffentlichten Berichte bereits gesagt werden konnte, dass in Hannover sich ein Hilfskomitee gebildet hatte und dass zufolge einer Aufforderung an die einzelnen Vereine, „auch ihrerseits die Angelegenheit selbständig oder durch Vermittlung ähnlicher Hilfskomitees in Angriff zu nehmen“, der Landesverein im Königreich Sachsen, in Schleswig-Holstein und in Bayern dieser Aufforderung Folge gegeben hatten und in Mecklenburg ein eigenes Hilfskomitee zusammengetreten war, lesen wir in den folgenden Berichten, dass neue Vereine beigetreten waren, unter welchen sich auch ein besonders für die Seemannsmission 1888 in Frankfurt gebildeter Verein befand, so dass nach Ablauf von 4 Jahren die ins Auge gefasste Zusammensetzung des Komitees so gut wie erreicht war.  Hiermit war das Ziel, dem ganzen Unternehmen eine geordnete, und auch finanziell, soweit das angängig war, gesicherte Grundlage zu geben, vorderhand erreicht.  Eine Zusammenstellung der in diesen 4 Jahren durch die Vereine aufgebrachten Gelder ergibt eine Gesamtsumme von 42.728,89 Mark.  Hiermit haben wir bereits den zweiten Punkt, der noch der Erwähnung bedurfte, genannt, nämlich die von dem Komitee beschrittenen Wege zur Beschaffung der nötigen Gelder.  Hierüber ist des weiteren zu sagen, dass es erfolgreich um Gewährung von Kirchenkollekten in Hannover (Provinz) und Oldenburg, sowie um Beihilfen des Hannoverschen Landeskonsistoriums, der Konsistorien in Aurich, Stade, Hannover (Stadt) und des Großherzoglichen Evangelisch-Lutherischen Ober-Kirchenrates in Oldenburg,eingekommen war. (* Ein Teil der Kollekten in Oldenburg und Konsistorialbezirk Aurich war dem Zentral-Ausschuss Berlin überwiesen worden. 32. Bericht 1889/90 5. 41.) Aus diesen Quellen verzeichnet der Rechnungsabschluss über das Jahr 1890 eine Einnahme von 7.885,16 Mark.  Dieser Rechnungsabschluss führt auch noch die sehr bemerkenswerte Summe von 310,87 Mark als Zinsen des Reservefonds für die letzten zwei Jahre auf.  Als ergänzende Bemerkung wäre noch hinzuzufügen, dass der Hamburger Hilfsverein (* Vergl. 5. 124.) gleich nach Bildung des Komitees in Hannover die von ihm aufgebrachten Gelder zur Hälfte diesem überwies, während die andere Hälfte dem Generalkomitee in Großbritannien verblieb.  Wir können nun zu der weiteren Entwickelung des Komitees, für welche die eben gezeichneten Grundlinien (* Diese waren statutarisch festgelegt in einer am 1. Mai 1888 zu Frankfurt am Main abgehaltenen Konferenz.  Die beiden ersten Paragraphen des Statuts lauten: „§1. Die „kirchliche Versorgung deutscher Seeleute auf Grund des Bekenntnisses der evangelisch-lutherischen Kirche« ist der Gegenstand eines gemeinschaftlichen Unternehmens derjenigen Vereine, welche diese Bestimmung angenommen haben oder denselben mit Zustimmung der zu diesem Unternehmen verbündeten Vereine durch schriftliche Erklärung künftig beitreten werden.  § 2. Die im § 1 bezeichneten Vereine werden, jeder in seinem Wirkungskreise, fortdauernd bestrebt sein, das Interesse für das gemeinsame Liebeswerk in möglichst weitem Umfange wachzurufen und lebendig zu erhalten, sowie Geldmittel zur Förderung des Unternehmens flüssig zu machen und, wenn irgend tunlich, bis zu einem für eine bestimmte Reihe von Jahren im Voraus zu gewährleistenden Beitrag bereit zu stel1en.“  Bericht des geschäftsführenden Ausschusses der verbundenen lutherischen Vereine für innere Mission über die kirchliche Versorgung deutscher Seeleute im Auslande im Jahr 1888 S. 10. 11. II.) maßgebend geblieben sind, sowie seiner Arbeit übergehen. Pastor Jungklaußen (* Vgl. S. 128.) trat sein Amt als lutherischer Seemannspastor in Cardiff, dem Vorort des Hafengebietes am Bristolkanal, im Juli 1887 an.

Pastor Julius Jungklaußen jungclau.jpg Seemannspastor in Cardiff, später in Hamburg


obiges Bild stammt aus dem Jahre 1906, als Jungklaußen nicht mehr bei der Seemannsmission tätig war


 Er hatte die Reise dorthin über Sunderland gemacht, wo er zunächst einen wenn auch nur flüchtigen Blick in die Arbeit gewonnen hatte, und war von dem Vorsitzenden des Generalkomitees auf sein Arbeitsfeld begleitet und dort eingeführt worden.  Für Pastor Jungklaußens Wirksamkeit kamen zunächst Cardiff mit dem etwas abgelegenen Dock in Penarth, Newport und Swansea in Betracht.  Bristol und Gloucester wurden zwar auch als mit zum Bristolkanal-Bezirk gehörig betrachtet, mussten aber vorläufig aus dem Arbeitsplan ausscheiden.  Die Zahl der dort verkehrenden deutschen Schiffe war auch nur klein.  In Swansea war die Bildung einer Gemeinde in Aussicht genommen und auch schon teilweise vorbereitet worden, und es bestand die Hoffnung, dass auch in Cardiff eine auf kirchlichem Boden fußende geordnete Seelsorge die dortigen Landsleute (* Vergl. S. 99.) nach und nach zu einer deutsch-evangelischen Gemeinde sammeln würde.  Dass, abgesehen von der kirchlichen Versorgung der ansässigen Stammes- und Glaubensgenossen, eine Gemeinde auf einer Seemannsmissionsstation auch für die Seemannsmission von Wichtigkeit ist, ist bereits erwähnt worden. (* Vergl. S. 103, Anm.)  Dementsprechend hatte Verfasser, als er die Vorbereitung zur Besetzung des Bristolkanalbezirkes traf, entsprechende Maßnahmen eingeleitet. (* Die Verfolgung dieser Anknüpfungspunkte war dem Ausschuss der verbündeten lutherischen Vereine empfohlen worden  Der Ausschuss glaubte jedoch in der Folge davon Abstand nehmen und sich auf die Seeleute als alleinigen Gegenstand seiner Fürsorge beschränken zu müssen.)  Vor allem galt es jedoch, Cardiff, als den für die Seemannsmission - in jener Gegend gegebenen Stützpunkt, zu solchem auszugestalten.  Hierzu gehörte auch ein Seemannsheim, dessen Beschaffung das Komitee von vornherein ins Auge gefasst hatte.  Pastor Jungklaußen konnte noch im November 1887 einen Betsaal und Lesezimmer einrichten und in Gebrauch nehmen und somit seiner Arbeit ein festeres Gepräge geben.  Bald bot sich ihm die Gelegenheit, das ganze Haus für ein Seemannsheim zu mieten, das im April des folgenden Jahres dem Gebrauch übergeben werden konnte.  Die Hauseltern waren die Eheleute Hillmann aus der Nähe von Vegesack.  Hillmann war selbst 22 Jahre Seemann gewesen.  Das Missionspersonal wurde weiter durch Anstellung des Kandidaten Morgenstern als Hilfsprediger vermehrt. (*  Sollte die Aufzählung dieser Einzelheiten einer Rechtfertigung bedürfen, so ist diese darin gegeben, dass die Einrichtungen in Cardiff damals eine nicht geringe Bedeutung für die übrige Seemannsmission in Großbritannien hatten.  Sie stärkten den Mut im Kampf mit der bereits geschilderten Not und belebten die Hoffnung auf ihre endliche Überwindung durch geeignetere Maßnahmen, deren Möglichkeiten als erwiesen angesehen werden mussten.)

            Die zweite lutherische Seemannsmissionsstation wurde 1890 gegründet.  Das Bemerkenswerte an der Gründung dieser Station ist, dass sie die erste deutsche Seemannsmissionsstation außerhalb Europas war — sie befand sich nämlich in Capstadt — und dass eine heimatliche Kirchenbehörde, nämlich das Hannoversche Landeskonsistorium, ihre Gründung veranlasste und zwar in der Weise, dass ein Gemeindegeistlicher im Nebenamte zur Seemannsseelsorge verpflichtet wurde. (* Der Zentral-Ausschuss für Innere Mission sagt in seinem 32. Bericht 1889/90 S. 43: »Das unsere Hilfe zur Begründung von Einrichtungen für Seemannsmission für Shanghai und Capstadt erbeten ist, darf nicht unerwähnt bleiben.  Leider waren wir außer Stande, diese Bitten zu erfüllen, da uns die Mittel hierzu vollständig fehlen.“ — Von welcher Seite diese Bitten gestellt worden waren, sagt der Bericht nicht.  Die Tatsache soll aber hier nicht unerwähnt bleiben.) Der Ausschuss der verbundenen lutherischen Vereine war insofern an dieser Sache beteiligt, als er sie finanziell unterstützte.  Der betreffende Geistliche war Pastor Kramer, der von dem genannten Konsistorium als zweiter Geistlicher an der evangelisch-lutherischen St. Martinsgemeinde in Capstadt, die dem Konsitorium unterstellt ist, berufen wurde. Pastor Kramer berichtete über seine Tätigkeit als Seemannspastor zwar seiner vorgesetzten Behörde, diese sandte aber eine Abschrift an den Ausschuss, der dann den Bericht in seinem Jahresbericht als Bericht über die Station Capstadt veröffentlichen konnte.

            Sehr bald gesellte sich zu den zwei Stationen die dritte.  Sagten wir von der zweiten Station als Bemerkenswertes aus, dass sie außereuropäisch war, so können wir von der dritten als besonders Bemerkenswertes aussagen, dass sie in der deutschen Heimat selbst ins Leben gerufen wurde und als erste Seemannsmission in Deutschland bezeichnet werden muss. (*  Soweit Hamburg hierbei in Betracht kommt, sei bemerkt, dass wir dort schon in den achtziger Jahren (vgl. S. 95) erneute Ansätze zur Seemannsfürsorge antreffen.  1880 wurde nach dem englischen Muster der „Strangers-Rests“ = Fremdenruhe  - in St. Pauli eine „Seemanns-Ruhe“ gegründet.  Dies Unternehmen scheint in Pastor Roosen, der es als Vorsitzender des Vorstandes auch fernerhin leitete, seinen Urheber gehabt zu haben.  Obgleich es sich bei der Gründung der „Seemanns-Ruhe“ um Seemannsfürsorge handelte, wurde dieser Standpunkt in der Folge aufgegeben und die „Seemanns-Ruhe“ wurde zu einer allgemeinen Fremdenruhe, wie denn auch der zehnte Jahresbericht (Hamburg, H. 0. Persiehl), der vom März 1891 datiert, neben der Benennung „Seemanns-Ruhe“ gleichsam als nähere Begriffsbestimmung die Benennung („Stranger‘s Rests“) führt.  Der Bericht führt aus, dass die „Seemanns-Ruhe“ in den 10 Jahren ihres Bestehens 70.000 Besuche zu verzeichnen hat.  Von den Besuchern heißt es S. 10: „Außer den Seeleuten kommen Leute der verschiedensten Stände in die „Seemanns-Ruhe“.  Und Seite 6 wird ein Jünglingsverein erwähnt, „welcher aus hier gebürtigen oder hierselbst in Arbeit getretenen früheren Besuchern der Seemannsruhe besteht“.  Im Jahre 1887 gründete der bekannte Pastor Nink ein Seemannsheim in einem gemieteten Hause.  Im Jahr vorher hatte Nink im »Nachbar“ den Brief eines deutschen Matrosen veröffentlicht, der über die Vernachlässigung der deutschen Seeleute klagte und hinwies auf die englische Seemannsmission.  Ob Nink hierdurch angeregt wurde zu seinem Unternehmen oder durch die damals schon ziemlich weit verbreiteten Nachrichten über die seemännische Not und die Schritte zu ihrer Abhilfe, ist dem Verfasser nicht bekannt.  Er legte damals in einem Briefe an Nink Verwahrung ein gegen den allgemein gehaltenen Vorwurf in dem genannten Briefe, dass von deutscher Seite nichts für deutsche Seeleute getan werde.  Leider starb der Begründer des Seemannsheims in Hamburg bald, nachdem es in Gebrauch genommen worden war.  Das Heim wurde nun dem Verwalter überlassen, der es auf eigene Rechnung führte.  Diese Einrichtung bewährte sich nicht.  Es stellten sich Unzuträglichkeiten ein, und der Zweck, den Nink im Auge gehabt, wurde nicht erreicht.  Erst als Pastor Jungklaußen sein Amt als Seemannspastor in Hamburg angetreten hatte, wurde durch seinen Einfluss das Heim in die Bahn gelenkt, die der Absicht seines Gründers entsprach (siehe unten.).)

            Die Anregung zur Gründung der Seemannsmission in Hamburg ging von Pastor Jungklaußen aus.  Der vierte Bericht seines Komitees in Hannover (1891) sagt darüber: „Was endlich die in Hamburg zu errichtende Station betrifft, so hat Herr Pastor Jungklaußen seit Jahren immer aufs neue die Notwendigkeit betont, die in Hamburg an- und abmusternden Seeleute auf den besonderen Wegen der Seemannsmission kirchlich zu bedienen.  Seine Wünsche gewannen eine greifbare Gestalt in dem unterm 14. Februar 1890 an den unterzeichneten Ausschuss gerichteten Antrage: „ „Der geschäftsführende Ausschuss wolle auf der nächsten Delegiertenkonferenz der Gesamtvereine beantragen: 1. in der Überschrift des Statuts die Worte „im Auslande“ zu streichen, so dass dieselbe lautet: „Statut betreffend die kirchliche Versorgung deutscher Seeleute durch die verbündeten deutsch-lutherischen Vereine für Innere Mission“,  2. für das Jahr 1891 die Inangriffnahme der Seemannsmission in Hamburg zu beschließen.““  Dieser Antrag Jungklaußen wurde der Ausgangspunkt einer bedeutsamen Entwicklungsstufe der deutschen Seemannsmission.  Folgende ihm zu Grunde liegenden Hauptgesichtspunkte entnehmen wir dem oben genannten Bericht.  Der Antragsteller geht von der Voraussetzung aus, „dass die Entwicklung der deutschen Reederei, die das Verdrängen fremder Schiffe aus dem deutschen Frachtverkehr bezwecke, vermutlich eine größere Anhäufung deutscher Seeleute in den Heimatshäfen zur Folge haben werde, die kurz vor oder nach der Abmusterung durch die Versuchungen des Hafenlebens stark gefährdet seien.  Der Seemann bedürfe gerade dann der bewahrenden und sein sittliches und religiöses Leben schützenden Fürsorge der Mission.  Nach Lage der Dinge seien die lokalen Kirchengemeinden — es kamen Hamburg und Bremerhaven in Betracht — durchaus nicht imstande, diese Fürsorge zu übernehmen.  Es könne auch nicht der Billigkeit entsprechen, diese Aufgaben den lokalen Kirchen oder Vereinen allein aufzubürden, da die Masse der Seeleute aus allen Gegenden und in bedeutendem Prozentsatz aus dem Innenland nach den Seeplätzen zusammenströme.  Auch die Organisation der Innern Mission könne das Bedürfnis wegen der Eigenartigkeit der Seemannsmission nicht decken.  Durch eine ausreichende Missionstätigkeit würde der größte Teil der seefahrenden Jugend segensreich beeinflusst werden, was des weiteren eine unverkennbare Hebung des ganzen Seemannsstandes zur Folge haben würde.“ —

            Nachdem der geschäftsführende Ausschuss wegen dieser Angelegenheit Vorverhandlungen gepflogen hatte mit dem Zentralauschuss für die Innere Mission, von dem die Erklärung abgegeben worden war, dass das Vorhaben seine Absichten und Pläne nicht durchkreuzen würde, sowie mit anderen in Betracht kommenden Stellen, legte er der nächsten Delegiertenkonferenz die am 23. April 1890 in Dresden tagte, Jungkjaußens Antrag vor.  Der Antrag wurde einstimmig angenommen.  Mit der Bildung eines Lokalkomitees in Hamburg wurde der dortige Verein für Innere Mission betraut.  Da der Inangriffnahme der Arbeit in Hamburg keinerlei Schwierigkeiten im Wege standen, konnte sie für die im Antrag genannte Zeit in Aussicht genommen werden.  In der Person des Pastors Paul Oehlkers wurde ein Nachfolger für Pastor Jungklaußen in Cardiff gefunden, und dieser siedelte im April 1891 nach Hamburg über, um dort die auf sein Anregen geschaffene Stelle eines Seemannspastors anzutreten.  Das „Komitee für deutsche Seemannsmission in Hamburg“ konstituierte sich im folgenden Juni.  Senator O‘Swald, Vorsitzender der Deputation für Handel und Schiffahrt, der schon früher reges Interesse für die Seemannsmission bewiesen hatte, wurde der Vorsitzende des Komitees, und stellvertretender Vorsitzender Hauptpastor Behrmann.  „Inbetreff der Stellung dieses neuen Komitees zu dem geschäftsführenden Ausschuss der verbündeten lutherischen Vereine in Hannover wurde der gegenseitige Wunsch brüderlicher Arbeitsgemeinschaft zum Ausdruck gebracht.  Die näheren Modifikationen des Arbeitsverhältnisses wurden späterer Regelung vorbehalten (* Bericht des geschäftsführenden Ausschusses usw. über 1891, S. 32.)  Dem ersten Bericht Jungklaußens über seine Tätigkeit auf seinem neuen Arbeitsfelde (*  Am a. 0.) entnehmen wir noch folgende interessante Einzelheiten Ein von ihm angeregter Vorschlag ging dahin, einen einheitlichen Mittelpunkt für die Arbeit zu beschaffen und von vornherein die Erbauung einer Kapelle und eines Vereinshauses, beides in einem Gebäude vereinigt, ins Auge zu fassen. (* Wurde dieser Antrag auch zunächst als verfrüht vorn Komitee zurückgestellt, gelangte er doch später, wenn auch in etwas anderer Gestaltung (siehe unten) zur Ausführung.)  Um die Teilnahme der christlichen Gemeinde für die Seemannsmission zu gewinnen, wurde in der zu dem Zweck von Hauptpastor Behrmann zur Verfügung gestellten St. Michaeliskirche ein Gottesdienst gehalten, in dem Pastor Jungklaußen über dies Liebeswerk predigte und Hauptpastor Behrmann ihm herzliche Grüße und Segenswünsche darbrachte.  Für seine eigentliche pastorale Tätigkeit musste Jungklaußen sich zunächst mehrere Stützpunkte aufsuchen.  Einer derselben war das bereits genannte Ninksche Seemannsheim, in dem er zunächst Bibelstunden und dann auch, als ihm, einem dringenden Bedürfnis entsprechend, dessen Inspektion übertragen worden war, die Morgen- und Abendandachten hielt.  Weitere Stützpunkte fand er in dem amtlichen Seemannshaus, wo er eine Morgenandacht, und in dem Evangelischen Vereinshaus in St. Pauli, wo er sonntäglich Gottesdienst abhalten konnte, wozu ihm vom Senior der Hamburger Kirche die venia concionandi erteilt wurde.   Dass dem ersten Sonntagsgottesdienst drei Seeleute und sieben Handwerksburschen beiwohnten, verdient um so mehr Erwähnung, als sich im Laufe von zwei Monaten das Blatt wendete, indem die Zahl der seemännischen Teilnehmer 214 und die der Handwerksgesellen 157 betrug.  Ein recht wichtiger Wirkungskreis des neuen Seemannspastors war ferner das Seemannskrankenhaus mit seinen 60 bis 70 Kranken, „Söhne aller Nationen, oft auch Neger und Hindus, der Mehrzahl nach aber Deutsche“, wo bis dahin noch keine geordnete Seelsorge getrieben worden war.  Gegen Ende des Jahres wurden sodann in dem höchst günstig gelegenen Gebäude der englischen reformierten Kirche mehrere Zimmer gemietet, und als Lesezimmer in Gebrauch genommen, sowie eine Wohnung für einen nun als Gehilfen in die Arbeit eingetretenen Kandidaten eingerichtet, nachdem schon vorher der Wochenabendgottesdienst aus dem Seemannshaus in das gleiche Gebäude hatte verlegt werden müssen.  Erwähnenswert ist ferner — last, but not least — weil von Schlaf- und Heuerbaasen gewöhnlich nicht viel Gutes zu berichten war, das Entgegenkommen, das ein christlich gesinnter Heuerbaas, Herr Kahlor, der Mission entgegenbrachte, indem er Pastor Jungklaußen sein Haus zum Abhalten einer Bibelstunde zur Verfügung stellte.  Hiermit haben wir in knappem Umriss die umfangreiche Tätigkeit, welche die neue Seemannsmission in Hamburg gleich im ersten Jahre ihres Bestehens entwickelte, geschildert.  Es boten sich ihr aber noch weitere Ziele dar, die ihr fernere Aufgaben stellten.  Und hier sei gleich ein bemerkenswertes Verdienst verzeichnet, das ihr zukommt, indem es gelang, in ihrem vierten Jahre (1894) eine hochbedeutsame Veranstaltung ins Leben zu rufen, nämlich eine Heuerstelle.  Das Heuerwesen lag zum großen Teil sehr im Argen und schädigte die Seeleute in sittlicher wie materieller Hinsicht in erschreckendem Maße, und das Schlimmste war die fast unglaubliche Macht der Heuerbaase, der sich selbst die Reeder beugen mussten. (*Als Schreiber mehrere Jahre vorher in Hamburg den ersten Vortrag über die deutsche Seemannsmission gehalten und in scharfen Worten auf diesen Übelstand hingewiesen hatte, wobei er, nebenbei bemerkt, kaum an Hamburg gedacht, da er über die damals nur im Ausland befindliche deutsche Seemannsmission redete, wurde ihm von einigen Herren, deren Wohlwollen unzweifelhaft war, bedeutet, das dürfe man nicht sagen; denn die Reeder könnten ohne diese Leute schlechterdings nicht fertig werden.) Es wurden nun mit dem Verein Hamburger Reeder Verhandlungen angeknüpft, deren Ergebnis war, dass mehrere Reedereien sich bereit erklärten, einem von der Seemannsmission zu eröffnenden Heuerbureau ihre Schiffe zur Anmusterung zu überweisen. (* Die Hamburg-Amerika-Linie hatte ein eigenes Heuerbureau, berücksichtigte aber auch die neue Heuerstelle.) Die Heuerstelle wurde in Verbindung mit dem schon mehrmals erwähnten Seemannsheim eingerichtet (* Das Heuerbureau wurde im Oktober 1895 von dem Seemannsheim getrennt und unter der direkten Verwaltung des Komitees der Seemannsmission im Seemannshause weitergeführt.  Dies musste infolge einer polizeilichen Maßregel geschehen, nach welcher kein Logierwirt fernerhin ein Heuergeschäft betreiben durfte.  1897 errichtete der Verein Hamburger Reeder eine Heuerstelle; das Heuerbureau der Seemannsmission wurde dadurch überflüssig und ging ein.  Es hatte bahnbrechend auf diesem Gebiete gewirkt und somit seine Aufgabe, die durch einen Notstand geboten war, erfüllt.) und als Verwalter der ebenfalls schon genannte frühere Bootsmann Hillmann angestellt, der als Hausvater des Seemannsheims in Cardiff eine gute Vorbereitung für die Stelle durchgemacht hatte.  Dass die Bestrebungen Jungklaußens in den betreffenden Kreisen nicht ohne heilsamen Eindruck geblieben, geht aus den Bestimmungen hervor, welche die Schlaf- und Heuerbaase, um unlautere Elemente aus ihrer Mitte auszuscheiden, trafen.  Sie nahmen, wie Jungklaußen berichtet, in die neuen Statuten ihres Vereins folgende Verordnung auf: „Der Verein unterstützt ferner alle moralischen und gemeinnützigen Bestrebungen, welche zum Wohl des Seemanns geschaffen werden, z. B. die Seemannsmission.  Wer das Ansehen des Vereins durch vereinswidrige Handlungsweise in geschäftlicher oder moralischer Hinsicht schädigt durch Übervorteilung, Anstalten oder Veranlassung zum Trinken, Duldung von Unsittlichkeiten, kann aus dem Verein ausgeschlossen werden.“

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             Nachdem im Jahre 1893 die Bedeutung der Hamburger Seemannsmission von der dortigen kirchlichen Behörde durch Bewilligung einer jährlichen Beihilfe von 1.000 Mark zur Besoldung eines theologischen Gehilfen für Pastor Jungklaußen anerkannt worden war, wurde ihr 1894 eine schätzenswerte Anerkennung von staatlicher Seite zuteil.  Bislang hatte es ihr an einem eigentlichen Mittelpunkt, einer Heimstätte, gefehlt.  Diesem Mangel wurde dadurch abgeholfen, dass die Verwaltung des staatlichen Seemannshauses dem Seemannsmissionskomitee einen Flügel des zweiten Stockwerkes gegen mäßige Miete überließ, in dem nun ein Kirchensaal, Lesezimmer, Schreibzimmer, Amtszimmer für den Seemannspastor und Wohnung für seinen Gehilfen hergestellt und noch gegen Ende des Jahres in Gebrauch genommen werden konnten.  Somit hatten nun alle dafür in Betracht kommenden Stellen der von Jungklaußen vorgeschlagenen Gestaltung der Seemannsmission in Hamburg, der auch eine für andere deutsche Häfen maßgebende Bedeutung beigelegt wurde, im wesentlichen ihre Zustimmung erteilt, wenn auch die Beschaffung eines eigenen Gebäudes der Zukunft vorbehalten blieb.  Auch das Verhältnis des Komitees der Hamburger Seemannsmission zu dem geschäftsführenden Ausschuss für Seemannsmission in Hannover hatte im gleichen Jahre durch eine vereinbarte „Geschäftsordnung“ eine genauere Bestimmung erfahren, deren wichtigste für uns in Betracht kommenden Punkte wir hier wiedergeben: „§ 2: Der Seemannspastor wird angestellt vom geschäftsführenden Ausschuss in Hannover; letzterer hat etwa vom Hamburger Lokalkomitee eingehende Vorschläge tunlichst zu berücksichtigen.  Gegen den Einspruch des Hamburger Komitees darf keine Anstellung erfolgen.  § 4. Der Seemannspastor steht hinsichtlich seiner Amtsführung unter der Aufsicht des Hamburger Komitees.  Jedoch steht dem Seemannspastor bei etwaiger Meinungsverschiedenheit der Rekurs an den geschäftsführenden Ausschuss in Hannover offen, dessen Entscheidung dann als definitiv anzusehen ist.  Es steht dem geschäftsführenden Ausschuss in Hannover zu, von der Tätigkeit des Seemannspastors in Hamburg zu jeder Zeit Einsicht zu nehmen.  § 5. Die durch die regelmäßige Fortführung der Arbeit entstehenden Kosten werden zu gleichen Teilen von den beiden Komitees getragen.“ (* Bericht des geschäftsführenden Ausschusses usw. Hannover, 1895, S. 55.)

            Wir gehen hier gleich zu den wichtigen Veränderungen über, die das Jahr 1900 der Seemannsmission in Hamburg brachte, deren wichtigste Pastor Jungklaußens Scheiden aus seiner bisherigen Stellung ist, um ein Gemeindepfarramt zu übernehmen.  Diesem Wechsel waren Verhandlungen und Verträge vorausgegangen, deren kurz gedacht werden muss.  Es hatte sich herausgestellt, dass die Seemannsmission in Hamburg der Anlehnung an einen größeren landeskirchlichen Bezirk dringend bedurfte.  Aus verschiedenen Gründen kam Hamburg als solcher nicht in Betracht, und es wurden daher Verhandlungen eingeleitet mit den Organen der benachbarten Schleswig-Holstein‘schen Landeskirche, als deren Ergebnis dem Landesverein für Innere Mission in Schleswig-Holstein, der drei Mitglieder seines Vorstandes in den Verein für Seemannsmission in Hamburg deputierte, forthin die Berufung und Anstellung des Seemannspastors in Hamburg übertragen wurde.  Der geschäftsführende Ausschuss in Hannover, wie auch der Verein in Hamburg hatte jedoch Einspruchsrecht. (* Bericht des geschäftsführenden Ausschusses 1901, S. 4.)  Der genannte Verein berief als Nachfolger Jungklaußens (* Pastor Jungklaußen ging nach Zarpen bei Lübeck, blieb aber in Verbindung mit der Seemannsmission, besonders auch dadurch, dass er die Redaktion der „Blätter für Seemannsmission“, die auf seine Anregung von ihm und dem Verfasser gemeinsam begründet worden waren, hauptsächlich in der Hand behielt.) Pastor Reimers aus Rieseby in Schleswig-Holstein, der im November 1900 sein Amt antrat.  Der Amtsantritt des neuen Seemannspastors wurde der Ausgangspunkt von Veränderungen, durch welche die Seemannsmission in Hamburg die Gestaltung und Ausrüstung erhielt, deren sie zur befriedigenden Lösung ihrer Aufgabe unweigerlich bedurfte.  Es wird dem Leser nicht entgangen sein, dass die ganze Stellung der Hamburger Seemannsmission etwas unbestimmt und schwankend war.  Bald tritt dieses, bald jenes Verhältnis hervor.  Der Ruhepunkt fehlt.  Sie hat ihr eigenes Komitee, steht in Beziehung zum Komitee in Hannover, zum Kirchenrat der Hamburger Kirche, zur Landeskirche in Schleswig-Holstein und als Bindeglied dieses Verhältnisses sehen wir noch den Schleswig-Holstein‘schen Landesverein für Innere Mission.  Dieser Zustand konnte keine andere Bedeutung als die eines zeitweiligen haben.  Sodann fehlte es noch immer an dem so nötigen eigenen Stützpunkt.  Die gemieteten Räume im Seemannshaus hatten sich als eine schwankende Größe erwiesen, die von den jeweiligen Bedürfnissen anderer, im Vorrecht befindlicher Stellen bestimmt wurde.  Pastor Jungklaußen hatte, wie wir sahen, von vornherein die Beschaffung eines eigenen Gebäudes ins Auge gefasst und als notwendig bezeichnet.  Dieser Plan war, wenngleich in etwas wechselnder Gestalt, geblieben, und man war seiner Ausführung im Laufe der Jahre auch immer näher gekommen, aber diese war nicht zu bewerkstelligen gewesen, weil Schwierigkeiten stets die letzten Schritte gehemmt hatten.  Da tat sich endlich im Jahre 1903 ein Weg auf, der zum Ziele führte.  Die mit Senat und Bürgerschaft gepflogenen Verhandlungen hatten das Ergebnis, dass dem Verein für Seemannsmission einerseits und dem Kirchenvorstand von St. Michaelis andererseits zwei aneinander grenzende Grundstücke käuflich zum Preise von 100 Mark für das Quadratmeter überlassen wurden.  „Der Gedanke: St. Michaelis und die Seemannsmission“ war entstanden. Dieser Gedanke wirkte sich in einer dreifaltigen Gestaltung aus.  Der Kirchenvorstand von St. Michaelis baute eine Gemeindekirche (Lutherkirche), die zugleich für die kirchlichen Zwecke der Seemannsmission bestimmt war; (* Daß der Plan, in Hamburg eine Seemannskirche zu bauen, aufgegeben wurde, ist seiner Zeit in weiteren Kreisen der an der Seemannsmission Beteiligten mit Freuden begrüßt worden, Verfasser, der seinen Standpunkt hinsichtlich der kirchlichen Versorgung der Seeleute am Eingang (S. 103 Anm) dargelegt hat, riet verschiedentlich dringend, von der Ausführung dieses Planes abzusehen, besonders auch in einer Unterredung, die er mit Senior D. Behrmann hatte.  Die norwegischen Seemannspastoren im Auslande sammeln, wo es nur immer angeht, ihre ortsansässigen Landsleute zu ihren Gottesdiensten, was ja freilich unter einem anderen Gesichtspunkt geschehen mag.  Aber die englischen Seemannsmissionen in England sind im Laufe der Jahre immer mehr davon abgekommen, ihre Gottesdienste für Seeleute allein zu halten, und jede Seemannsmission ist, wo die örtlichen Verhältnisse das gestatten, mehr oder minder eine Gemeindekirche geworden, die aber keine parochialen Rechte hat. .Vergl. S.. 156. Bericht von Oehlkers.) der Seemannsmissionsverein baute ein Seemannsheim mit Lesezimmern, Versammlungsräumen usw. und an die Stelle der Schleswig-Holstein‘schen Landeskirche trat die Hamburger Kirche in der Weise, dass der Kirchenvorstand zu St. Michaelis die kirchliche Versorgung der Seeleute durch Anstellung eines Seemannspastors übernahm.  Die Anstellung und Besoldung der neben dem Seemannspastor nötigen Berufsarbeiter verblieb dem Verein für Seemannsmission, dessen Beziehung zu den verbündeten lutherischen Vereinen bzw. zu dem geschäftsführenden Ausschuss in Hannover bestehen blieb.  Pastors Reimers war inzwischen als Pastor an St. Michaelis im Hauptamt und — als vorläufige Maßnahme — Seemannspastor im Nebenamt gewählt worden.  Als ersten Seemannspastor im Hauptamt stellte der genannte Kirchenvorstand im April 1906 Pastor Ditlevsen an, nachdem im gleichen Monat die Einweihung des neuen Seemannsheims, wozu „Glocken der benachbarten Lutherkirche ihre Grüße herübersandten“, stattgefunden hatte.  Somit hatte die Seemannsmission in Hamburg ihren richtigen Ankergrund gefunden, dessen Auffindung nicht zum wenigsten das Verdienst von Pastor Reimers ist.


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Das Seemannsheim am Wolfgangsweg in Hamburg wurde 1906 eingeweiht


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Anlässlich der Einweihung des Seemannsheimes trafen sich 1906 die Berufsarbeiter der Deutschen Seemannsmission von vielen Stationen aus mehreren Ländern


            Als zweitwichtigstes Arbeitsfeld der Seemannsmission Deutschland hatte Pastor Jungklaußen das Hafengebiet von Bremerhaven-Geestemünde bezeichnet.  Der geschäftsführende Ausschuss in Hannover fasste dementsprechend die Inangriffnahme der Arbeit dort ins Auge und betraute dann Pastor Oehlkers damit, der im März 1896 nach nahezu fünfjähriger Tätigkeit am Bristol-Kanal in seinen neuen Wirkungskreis einzog, aber nur ein Jahr dort verblieb. (* Oehlkers wurde als Vorsteher an das Stephans-Stift vor berufen, blieb aber in Verbindung mit der lutherischen Seemannsmission, indem er als Mitglied in den geschäftsführenden Ausschuss eintrat.) Sein Nachfolger wurde Pastor Karl Büttner, gleichfalls Geistlicher der lutherischen Landeskirche Hannovers.  Pastor Oehlkers erzielte in seiner einjährigen Wirksamkeit recht nennenswerte Erfolge, unter denen die Begründung eines Seemannsheims für den neuen Fischereihafen von Geestemünde von besonderer Wichtigkeit ist.  Er konnte die Hafenbehörde und Reederkreise bewegen, zur sofortigen Beschaffung eines solchen die Hand zu bieten.  Eine wertvolle Vorarbeit war insofern bereits von dem Vorsitzenden des deutschen Seefischervereins, Präsident Herwig, geleistet worden, als dieser darauf hingewirkt hatte, „dass seitens der Regierung in dem Vertrage mit der Betriebsgenossenschaft dieser die Pflicht ans Herz gelegt wurde, für ein Seemannsheim und Heuerbureau die nötigen Räume zur Verfügung zu stellen“.  Der Landrat Dyes und der Hafenmeister Duge förderten das Unternehmen, und die Reeder erklärten sich bereit, ihrem Restaurationsgebäude einen gänzlich selbständigen Anbau hinzuzufügen und ihn der Seemannsmission gegen eine Jahresmiete von 1.550 Mark zum Herbst 1906 zu verpachten.  Somit waren keine Baukosten von der Mission aufzubringen, die nur für die Ausstattung zu sorgen hatte.  Der Anbau, der neben dem eigentlichen Heim mit Wohnung des Hausvaters, Lesezimmer und Heuerbureau — gemeinsame Einrichtung des Hafenamts und der Seemannsmission — enthielt, wurde im Mai 1897 in Betrieb genommen.

 

Seemannsheim der Seemannsmission im Fischereihafen in Geestemünde - (Bremerhaven)

Kapelle im Seemannsheim der Seemannsmission im Fischereihafen in Geestemünde

Speisesaal im Seemannsheim der Seemannsmission im Fischereihafen in Geestemünde

 

 

Lesesaal im Seemannsheim der Seemannsmission im Fischereihafen in Geestemünde

 

 

Fotos: Archiv Deutsches Schiffahrtsmuseum

 

            In Bremerhaven hatte Oehlkers eine „Seemannsruhe“, wie wir sie schon in Hamburg kennen lernten, vorgefunden, die aber eingehen sollte, ihm angeboten und auch gemietet wurde.  Sie blieb bis zum Herbst des folgenden Jahres der Mittelpunkt der Arbeit.  Dann wurden zwar passendere Räume gefunden, aber auch diese konnten nur als Notbehelf gelten, da auch sie den Erfordernissen der Mission bei weitem nicht entsprachen.  Dies konnte nur ein besonders dafür berechnetes größeres Gebäude tun, und ein solches musste gebaut werden.  Dazu kam es auch verhältnismäßig sehr schnell.  In seinem Bericht über 1899 konnte Pastor Büttner, der sich dieser von ihm angeregten Angelegenheit mit ebensoviel Eifer wie Geschick hingegeben hatte, bereits schreiben: „Das große Ereignis des Jahres ist der Bau unseres Seemannshauses.“  Für diesen Bau hatte der Bremer Staat der Seemannsmission ein geeignetes Grundstück für die sehr ermäßigte Kaufsumme von 10.000 Mark — der Wert war 16.000 Mark — überlassen.  Diese Summe war bereits in Kreisen, die der Seemannsmission nahe standen, aufgebracht und bereitgestellt worden.   Freunde der Seemannsmission in Bremen kamen dem Unternehmen in dankenswerter Weise durch reichliche Spenden zu Hilfe. Da aber ein Ortsverein nicht bestand, vielmehr das ganze Werk das des geschäftsführenden Ausschusses in Hannover war, so musste dieser die Aufbringung der Kosten auf sich nehmen. Hierbei leistete auch der Evangelische Verein zu Hannover, auf den das Grundstück hatte eingetragen werden müssen, weil der geschäftsführende Ausschuss die Rechte einer juristischen Person nicht besaß, wertvolle Hilfe.  Die Baukosten waren auf 83.000 Mark veranschlagt.  Am 30. September 1900 erfolgte die Einweihung des neuen Seemannshauses, das soweit die größte Tat der deutschen Seemannsmission auf dem Gebiete des Bauwesens war.  Bald stellte sich aber trotzdem heraus, dass es den in Bremerhaven vorliegenden Bedürfnissen doch nicht genügte, und es musste zu einem Anbau geschritten werden, der 1904 fertig und in Gebrauch genommen wurde.  Inzwischen war Pastor Büttner als Inspektor der Innern Mission nach Bremen gegangen.  Pastor Körner, der ihm 1901 in Bremerhaven gefolgt war, wurde 1903 der Seemannsmission an der Unterweser und nicht nur dieser durch den Tod entrissen.  Im Oktober des gleichen Jahres war Pastor O. Oehlkers — ein Vetter des ersten Seemannspastors in Bremerhaven —‚ der bereits in der Antwerpener deutschen Seemannsmission gearbeitet hatte, für die Unterweserhäfen angestellt worden.

            Damit nun das Bild der Arbeit in Bremerhaven, das hier nicht fehlen darf, vor uns erstehe, richten wir den Blick auf ihren Mittelpunkt, das Seemannshaus, wobei wir von Schiffs- und Hospitalbesuchen u. a. als selbstverständlich absehen. Neben dem eigentlichen Seemannsheim, den Wohnräumen für Seeleute, sehen wir Lesezimmer, ein Schreibzimmer und außer dem Esszimmer des Seemannsheims ein Gastzimmer.  Dieses hat die Bestimmung, die Seeleute ganz unabhängig von den Hafenwirtschaften zu machen — gewiss eine heilsame Veranstaltung -. (*  Besteht auch im Hamburger Seemannsheim.)  Wir sehen ferner eine kleine Kirche mit gut 100 Sitzplätzen, für die sonntäglichen Gottesdienste.  Es ist sicher interessant, Näheres über diese Gottesdienste oder eigentlich die Leute zu erfahren, die diese Gottesdienste besuchen.  Sie sind natürlich für Seeleute berechnet.  Pastor Körner berichtete: „Unsere Gottesdienste sind fast ausnahmslos sehr gut besucht gewesen; wir haben verschiedentlich die Zahl der Sitzplätze vermehren, öfters sogar unsere Lesezimmer für den Gottesdienst mit in Gebrauch nehmen müssen.  So erfreulich das ist, so bedauerlich ist es, dass nicht mehr Seeleute teilgenommen haben.  Von 6.600 Teilnehmern sind etwa 3.100 Seeleute, 3.500 Ansässige gewesen, unter diesen allerdings viele frühere Seeleute oder Angehörige von Seeleuten, Seemannsfrauen usw.“ (*  16. Jahresbericht über die deutsche lutherische Seemannsmission im Jahre 1902, S. 20.)  Zwei Jahre später schrieb Pastor Otto Oehlkers: „Die Gottesdienste in Bremerhaven tragen ein Gepräge, das einen jeden, der herkommt, um sich die Arbeit anzusehen, überraschen wird.  Schon Pastor Körner spricht es in seinem Bericht von 1902 aus, dass unter den Besuchern des Gottesdienstes die meisten Ortsansässige gewesen sind...  In der Tat sind es sehr viele Ortsansässige, die den Besuch der Gottesdienste ausmachen, zum Teil solche, die selbst früher auf See waren oder Angehörige auf See hatten; und die Zahl der Seeleute verschwindet diesen Besuchern gegenüber um so mehr, als die Seeleute es lieben, sich möglichst in die Winkel und Ecken zu drücken.  Aber andererseits ist es doch ein günstiger Umstand, dass so viele Ortsansässige an den Gottesdiensten teilnehmen, denn ich persönlich fasse diese Beteiligung als eine Hilfe für unsere Arbeit auf und bin äußerst dankbar dafür.  Denn ich glaube es als eine Tatsache aussprechen zu dürfen, dass die Seeleute um so lieber zum Gottesdienst kommen, je mehr andere Leute da sind und je mehr der einzelne in der großen Menge verschwindet.  Ein Seemann, der mit 6 anderen Seeleuten allein in einer großen Kapelle mit 110 Sitzplätzen sitzen müsste, würde sich dadurch zum Wiederkommen nicht ermuntert fühlen.  Und solche Fälle können bei der Unruhe des Hafenlebens und der Unregelmäßigkeit des Schiffsverkehrs immer mal wieder eintreten.“ (*  18. Jahresbericht über die deutsche lutherische Seemannsmission im Jahre 1904, S. 28) (In dem Fischereihafen von Geestemünde war natürlich das Bild der Gottesdienste ein anderes.)  Hier gehört noch eine bemerkenswerte Äußerung her, die Oehlkers in seinem ersten Bericht wiedergibt, indem er sagt: „Herr Pastor Tavote sprach es aus, dass die hiesigen Gemeinden die Arbeit in den Seemannsheimen schon längst als eine gute Freundin kennen gelernt hätten, die vielen ihrer seefahrenden Gemeindegliedern Segen bringe, so dass wir in Bremerhaven-Geestemünde darum auch auf die getreue Nachbarschaft der Gemeinde rechnen könnten.“ (*  Diese Äußerung wurde bei der Einführungsfeier Pastor Oehlkers gemacht.)

            Das Heim, das durch den Anbau 2 Logierzimmer gewonnen hatte, war auf 55 Logiergäste eingerichtet.  Die Zahl der Logiergäste betrug 1901: 628, im Jahr 1907: 2127.

            Ehe wir zu den weiteren Arbeitsgebieten der deutsch-lutherischen Seemannsmission übergehen, dürfte es angezeigt sein, hier erst der Neugestaltung zu gedenken, die sie im Jahre 1904 erfuhr, und die durch das Seemannshaus in Bremerhaven in den Vordergrund gerückt worden war.  Wie oben bereits gestreift, ermangelte der geschäftsführende Ausschuss der verbundenen lutherischen Vereine für Innere Mission für die kirchliche Versorgung deutscher Seeleute der Rechte einer juristischen Person.  Dies machte sich besonders fühlbar beim Ankauf des Grundstückes in Bremerhaven, war aber auch schon früher empfunden worden. Der geschäftsführende Ausschuss wurde nun von der Delegiertenkonferenz in Braunschweig — September 1903 — beauftragt, die Umwandlung in einen rechtsfähigen Verband vorzubereiten, und einer besonders einzuberufenden Delegiertenkonferenz entsprechende Satzungen vorzulegen.  Diese Konferenz tagte am 25. Februar 1904 in Hannover und hatte das Ergebnis, dass die bereits 17 Jahre alte Sache unter der neuen Benennung: „Verband deutsch-lutherischer Vereine für Innere Mission zum Zweck der Seemannsfürsorge“ oder verkürzt: „Deutsch-lutherischer Seemannsfürsorge-Verband“ auftrat.  Die Eintragung des Verbandes in das Vereinsregister des Königl. Amtsgerichtes in Hannover erfolgte am 9. Dezember des gleichen Jahres.  Diese Neuerung hatte auf die Zusammensetzung des Verbandes insofern Einfluss, als ihm nur innerhalb lutherischer Landeskirchen bestehende „Vereine für Innere Mission“ angehören konnten, die selber im Besitz der Rechtsfähigkeit waren, während die übrigen Vereine mit dem Verband in Verbindung blieben, ohne stimmberechtigt zu sein.  Der Verband bestand nun aus folgenden Vereinen: Evangelischer Verein in Hannover, Landesverein für Innere Mission im Königreich Sachsen, Landesverein für Innere Mission in Bayern, Landesverein für Innere Mission in Schleswig-Holstein, Mecklenburgischer Verein für Innere Mission, Verein für Innere Mission in Greiz und der Verein für Innere Mission in Hamburg. (*  Es traten später noch hinzu: Der evangelische Verein in Braunschweig, der Landesverein für Innere Mission in Oldenburg, der Landesverein für Innere Mission in Reuß ä. L., der Landesverein für Innere Mission in Schwarzburg-Rudolfstadt, sowie der in Schwarzburg-Sondershausen, so dass der Verband zurzeit 12 Verbandsvereine zählt und als unterstützender Verein der Hilfsverein für Seemannsmission in Frankfurt a. M. ihm angegliedert ist.) Aus den Verbandssatzungen führen wir hier nur folgende Bestimmungen, die von allgemeinem Interesse sind, an.  Der Verband hat seinen Sitz in Hannover; er bezweckt die Seemannsfürsorge auf Grund des evangelisch-lutherischen Bekenntnisses; seine Organe sind ein Vorstand, der aus 5 in Hannover und Umgegend wohnenden Mitgliedern des Evangelischen Vereins daselbst besteht, ein Ausschuss, der mit Einschluss der 5 Vorstandsmitglieder aus mindestens 9 Mitgliedern der Verbandsvereine besteht, und die Vertreterversammlung, die sich zusammensetzt aus je einem Vertreter jedes Verbandsvereins und drei vom Ausschuss zu wählenden Mitgliedern des Vorstandes.  Sie wählt den Vorstand, Amtsdauer 10 Jahre, und den Ausschuss, Amtsdauer 6 Jahre, und beschließt über das Arbeitsgebiet, Arbeitsanweisungen, Aufnahme von Landesvereinen, Erwerb, Veräußerung und dingliche Belastung von Grundeigentum, Errichtung neuer Gebäude u. a.  Die Anstellung der Berufsarbeiter, Feststellung der Gehälter und Dienstanweisung liegen dem Ausschusse ob, während der Vorstand den Verband nach außen vertritt, die Sitzungen des Ausschusses sowie die Tagungen der Vertreterversammlung beruft und Vorschläge der Verbandsarbeit macht. (*  18. Jahresbericht über die deutsche luth. Seemannsmission im Jahre 1904.)

            Werfen wir nun noch einen Blick auf die weiteren Stationen der deutsch-lutherischen Seemannsmission, so richtet sich derselbe zuerst auf Altona. (Altona gehört erst seit den 1930er Jahren zu Hamburg, damals noch zum preußischen Schleswig-Holstein) Die Einrichtung der Seemannsmission in Hamburg musste naturgemäß den Gedanken an Altona wachrufen, wo der Fischereibetrieb einen bedeutenden Aufschwung genommen hatte.  Hier kamen also ähnlich wie in Geestemünde, die Hochseefischer, deren Zahl eine recht beträchtliche war, neben den Besatzungen vieler kleiner Schiffe in Betracht.  Eine Eingliederung Altonas in das Arbeitsgebiet der Hamburger Seemannsmission war aus verschiedenen Gründen ausgeschlossen; die Arbeit musste also als eine selbständige ins Leben gerufen werden.  Eine wertvolle Vorbedingung dazu war bereits in der Verbindung vorhanden, die zwischen dem Landesverein für Innere Mission in Schleswig-Holstein und der Seemannsmission bestand. Der Vereinsgeistliche, Pastor Biernatzki in Neumünster, konnte daher im Einverständnis mit dem Vorstand seines Vereins und mit Pastor Jungklaußens Hilfe die Angelegenheit in die Wege leiten.  Eine im Januar 1898 einberufene Versammlung in Altona beschloss die Begründung einer Schiffer- und Fischermission dort und wählte auch sofort ein Komitee, in dem dann Pastor Jungklaußen den Vorsitz erhielt, der auch mit der Leitung der Mission betraut wurde.

 

Reinhard Münchmeyers Handbuch der deutschen evangelischen Seemannsmission – 1912 –

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Jürgen Ruszkowski,     Nagelshof 25,   

D-22559 Hamburg-Rissen,    

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Fax: 040 - 18 09 09 54

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 Bücher in der gelben Buchreihe" Zeitzeugen des Alltags" von Jürgen Ruszkowski:
Wenn Sie an dem Thema "Seeleute" interessiert sind, gönnen Sie sich die Lektüre dieser Bücher und bestellen per Telefon, Fax oder am besten per e-mail: Kontakt:

Meine Bücher der gelben Buchreihe "Zeitzeugen des Alltags" über Seeleute und Diakone sind über den Buchhandel  oder besser direkt bei mir als dem Herausgeber zu beziehen, bei mir in Deutschland portofrei (Auslandsporto:  ab 3,00 € )

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Maritime books in German language:  fates of international sailors

Los libros marítimos en el idioma alemán: los destinos de marineros internacionales:

Los libros en el idioma alemán lo enlatan también, ( +  el extranjero-estampilla: 2,70 €), directamente con la editor Buy de.  


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Wenn ich nicht verreist bin, sehe ich jeden Tag in den email-Briefkasten.  Dann Lieferung innerhalb von 3 Werktagen.

Ab und an werde ich für  zwei bis drei Wochen verreist und dann, wenn überhaupt, nur per eMail:   Kontakt  via InternetCafé erreichbar sein!


Einige maritime Buchhandlungen in Hamburg in Hafennähe haben die Titel auch vorrätig:

HanseNautic GmbH, Schifffahrtsbuchhandlung, ex Eckardt & Messtorff, Herrengraben 31, 20459 Hamburg,  Tel.: 040-374842-0               www.HanseNautic.de

WEDE-Fachbuchhandlung, Hansepassage, Große Bleichen 36, Tel.: 040-343240

Schifffahrtsbuchhandlung Wolfgang Fuchs, Rödingsmarkt 29, 20459 Hamburg, Tel: 3193542, www.hafenfuchs.de

Ansonsten, auch über ISDN über Buchhandlungen, in der Regel nur über mich bestellbar.


Für einen Eintrag in mein   Gästebuch  bin ich immer dankbar.

Alle meine Seiten haben ein gemeinsames Gästebuch.  Daher bitte bei Kommentaren Bezug zum Thema  der jeweiligen Seite nehmen!

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